Warum manche Sendungen progressiv, andere wieder interlaced?

  • Hallo zusammen,

    ich hätte mal ne Frage, ist kein Problem, nur so interessehalber: Warum werden manche Sendungen Progressiv, andere wieder in Interlaced ausgestrahlt?

    Beispiel "Stubbe" am Samstag im ZDF: Progressiv
    Beispiel "Nachtschicht" am Montag im ZDF: Interlaced

    Beides aktuelle Eigenproduktionen des ZDF, beide 16:9, beide im selben Sender mit derselben Bandbreite ausgestrahlt. Die eine wird Progressiv, die andere Interlaced ausgesstrahlt. Das sind jetzt nur zwei Beispiele, aber mir ist das schon öfter aufgefallen daß das wechselt wie sie gerade lustig sind. Warum, das geht mir irgendwie nicht in den Kopf?

    Ich seh da irgendwie kein Konzept dahinter, eher als ob da einer eine Münze wirft, ach die strahlen wir mal progressiv aus, die nächste mal wieder interlaced.

    Ich würd mir dagegen vorstellen, wenn man logisch denkt, daß man Vor- und Nachteile beider Ausstrahlungsarten abwägt, und dann bei gleichen Eckdaten auch beide im selben Verfahren ausgestrahlt werden.

  • :welcome:

    Es war einmal — einerseits der Fotofilm, andererseits die Braunsche Röhre...

    Interlacing ist eine Erfindung, die es zu Zeiten der Röhrenfernseher ermöglichte, sowohl flüssige Bewegungen durch hohe Bildraten als auch ein relativ ruhiges Bild über die Stärke und Dauer des Nachleuchtens zu erreichen. Entsprechend gibt es Fernsehkameras, die dazu passend die Szene so interlaced aufzeichnen, wie sie für einen Röhrenfernseher notwendig ist.

    Filme, die für das Kino auf Film aufgezeichnet werden, haben natürlich kein Interlacing.

    Heutzutage kann man die Kameras schon auf die jeweilige Betriebsart umschalten und damit entscheiden, ob man lieber das flüssigere Echtzeit- oder das etwas distanzierte Kino-Gefühl vermitteln will.

    Und seit es HD-Formate mit 50 fps gibt, wäre Interlacing fast überflüssig...

  • Ah danke, verstehe, also geht es um die Flüssigkeit der Bewegung... Deswegen vielleicht das etwas actionorientierte "Nachtschicht" in Interlaced, und den ruhigeren "Stubbe" in Progressiv. Das war eben die Sache die mich gewundert hat, warum man bei zwei aktuellen Fernsehproduktionen und gleicher Bandbreite unterschiedliche Übertragungsverfahren einsetzt. Wobei ich auch bei progressiven Sendungen eigentlich nie Stockungen wahrnehme, und mich die Kammartefakte im Zweifel mehr stören...

  • Ähm, nein ... "Stubbe" ist eher eine "Kinofilm-Produktion". Aber mehr vom Stil, weniger von technischen Voraussetzungen. Bei der "Nachtschicht" ist es wohl sinnvoller, wenn der Zuschauer das Gefühl hat, "live dabei zu sein", als bei einem Krimi, der eher "irgendwo, irgendwann" spielt. Ob der auch wirklich physisch auf Film aufgezeichnet wurde, kann ich allerdings nicht wissen.

  • Stubbe soll mehr wie eine "Kinofilm-Produktion" sein als Nachtschicht? Das erschließt sich mir jetzt nicht ganz, das sehe ich genau andersherum. Ich finde Nachtschicht ist da viel cineastischer angelegt als der familiäre Stubbe. Schon von der ganzen Optik und den Kameraeinstellungen her...

  • Ach so ... hmm, da hab ich jetzt "Nachtschicht" verwechselt und an was anderes gedacht (vielleicht "Nightwash").

    Tja, manchmal ist das schon ein Rätsel, das man nur lösen kann, wenn man technisches Hintergrundwissen zur Produktion der jeweiligen Filme hatte. Aber wer weiß schon, mit welchen Kameratypen welcher Fernsehfilm gedreht wurde? Und bei Produktionen jenseits von Europa kämen noch Normwandlungen hinzu. Am Ende bleibt eventuell doch nur "Stil" und "Vorliebe des Regisseurs" übrig.

  • Ganz sicher, dass der Nachtschicht-Krimi "wirklich" interlaced war? Könnte auch Phase-Shift gewesen sein. Die reine Ausstrahlung ist ja sowieso IMMER interlaced (Kodierung des Mpeg-Datenstromes), nicht dass da jetzt irgendwas verwechselt wird.

    Gesehen hab ich die Sendung nicht, und Wiederholungstermin finde ich aktuell keinen.

  • Also, ich kenn mich da zwar jetzt nicht soo aus, aber Phase-Shift passiert doch normalerweise wenn NTSC auf PAL konvertiert wird, oder? Dann kann's das ja eigentlich nicht sein da das ja eine ZDF Eigenproduktion ist, die von vornherein in PAL aufgenommen wurde.

    Jedenfalls hatte Nachtschicht die üblichen Interlacing-Kämme und Stubbe eben nicht.

  • In ordentlich progressivem Material sind die beiden Halbbilder vom selben Zeitpunkt und ergeben ein Vollbild. Bei verschobener Phase wurde ein Halbbild aus dem vorherigen Bild mit dem anderen Halbbild aus dem nächsten Bild gemischt. Man sieht Combing (Kämme), wo es nicht nötig wäre.

    Der herkömmliche Röhren-Fernseher zeigt immer die Halbbilder nacheinander an. Da fällt es nicht auf, welche zwei jeweils gemeinsam als Vollbild encodiert wurden - die beiden zusammengehörigen oder die falschen.

  • Nein, mit NTSC-PAL-Konvertierung hat das eigentlich nichts zu tun. Phase Shift heißt, dass die Halbbilder, die zusammen ein (progressives) Vollbild ergeben, um ein Halbbild gegeneinander verschoben sind. Soll heißen, aus

    Code
    a b c d ...A B C D ...

    wird dann

    Code
    a b c d e...
    X A B C D ...

    Das "sieht aus wie interlaced", ist es einerseits auch (auf Kodierungs-Ebene), aber andererseits ist der Inhalt immer noch progressiv - d.h. die Halbbilder fügen sich immer noch zu progressiven Vollbildern zusammen. (Oder "lassen sich zusammenfügen". Ganz ganz früher, als es noch Röhrenfernseher gab, da war es weitgehend wurstegal ob echt-progressiv oder PhaseShift-progressiv ... auf einem Röhren-TV sieht beides gleich aus.)

    Das kann manchmal auch "unbeabsichtigt" passieren: die Signalketten bei den Sendern sind ja primär auf Interlacte Inhalte ausgelegt, und wenn man da mal auf den falschen Knopf drückt, oder einen Knopf zu drücken vergisst ....
    (Und es gibt bestimmt VIELE Knöpfe in so einem Sendestudio!)

  • Nein, mit NTSC-PAL-Konvertierung hat das eigentlich nichts zu tun. Phase Shift heißt, dass die Halbbilder, die zusammen ein (progressives) Vollbild ergeben, um ein Halbbild gegeneinander verschoben sind.

    Ja schön, aber die Verschiebung passiert ja nicht aus heiterem Himmel, sondern in den meisten Fällen bei einem PAL-Speedup, wie er eben bei einer NTSC --> PAL Konvertierung vorkommt, oder?

    Siehe z.B. hier:

    Zitat

    2. Exotisches Interlacing

    Das exotische Interlacing entsteht nun, wenn jemand einen Film auf das PAL-Format konvertieren möchte. Dieses Verfahren wird Telecine genannt. Ein Film hat immer eine Bildwiederholfrequenz von 24 fps. PAL hingegen hat 50 hfps (half frames per second). Jetzt haben wir mehrere Möglichkeiten, den Film auf das PAL-Format zu konvertieren.

    ...
    2.1.2 Telecine mit PAL-Speedup - Phase shifted

    Manchmal aber passiert es, dass sich diese Halbbildsequenz um 1/50 Sekunde verschiebt.

    http://home.arcor.de/scharfis_brain…erlacing/#2.1.2


    Das kann manchmal auch "unbeabsichtigt" passieren: die Signalketten bei den Sendern sind ja primär auf Interlacte Inhalte ausgelegt, und wenn man da mal auf den falschen Knopf drückt, oder einen Knopf zu drücken vergisst ....
    (Und es gibt bestimmt VIELE Knöpfe in so einem Sendestudio!)

    Naja, OK, daß die mal auf einen falschen Knopf drücken kann natürlich auch passieren, aber doch wohl nicht so häufig... ;)

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