Optimale Archivierung von analogem Videomaterial für den kleinen Mann

  • Hey Leute,
    ich versuche seit einem halben Jahr das alte analoge Videomaterial der Familie zu sichern. Ein bisschen PC-Wissen bringe ich mit, aber stecke bei weitem nicht so tief in der Materie wie der ein oder andere Fachmann hier im Forum. Auf dieses Forum wird man unweigerlich durch Google aufmerksam, wenn man nach Informationen zur Digitalisierung von analogem Videomaterial sucht. Leider ist der angepinnte Thread von Gubel dermaßen lang, dass ich mehrere Tage zum Lesen brauchte. Letztendlich sind sehr viele Detailinformationen enthalten, die die Ansprüche einfacherer Gemüter übersteigen - letztendlich auch, weil die Zeit fehlt.

    Daher würde ich mich gerne an einem Versuch wagen, das einfachste Setup mit euch zu besprechen, wenn man die Zuspieler-Thematik in den Hintergrund rückt. Prinzipieller Aufbau:

    Ausgangsmaterial -> Zuspieler -> Digitalisierer -> Computer [ -> Capture-Software -> speichern mit verlustfreien Audio/Video-Codec -> Nachbearbeitung mit AVISynth -> Encodieren mit iPhone-tauglichen Codec -> speichern in mp4-Container]

    Ausgangsmaterial:
    Mir liegt analoges Filmaterial auf Hi8 und auf VHS Kasetten vor, beides aus den 90ern, dementsprechend sind die Magnetbänder abgenudelt.

    Zuspieler:
    Für die Hi8 habe ich einen Canon UC7 Hi 8mm Video Camcorder und es gibt einen VHS-Recorder für die VHS Kasetten. Wie gesagt, es soll die Zuspieler-Situation nicht besprochen werden, da ich hier nichts investieren will. Für alle, die hier investieren wollen: in dem zuvor benannten Thread werden einige Zuspieler genannt, die analoges Videomaterial besonders sauber an die Digitalisierungseinheit anliefern können.

    Aktuelle Fragen:

    • Als Verbindung steht mir Composite per Chinch oder S-Video per Hosiden-Anschluss zur Verfügung. Nach meinen Recherchen sollte man den S-Video den Vorzug geben, korrekt?
    • Da hier Helligkeitswerte getrennt von der Farb-Information übertragen werden und dies generell schonmal sauberer zu digitalisieren ist - richtig?

    Digitalisierer:
    Als Grabber steht mir ein 0815 USB-Grabber zur Verfügung. Auch hier möchte ich nichts investieren und interessierte finden im zuvor genannten Thread entsprechend hochwertige Digitalisierer.

    Aktuelle Fragen:

    • S-Video liefert wahrscheinlich ein PAL-B/G-Signal - in der Anleitung vom Camcorder ist von "CCIR standard (625 lines, 50 fields) PAL colour signal" die Rede. Daher würde ich mit Pal-B/G grabben - korrekt so?
    • CCIR-Pal liefert 625 Zeilen, 576 davon sichtbar. Am TV gibt es dann 768 sichtbare horizontale Punkte. Grabben würde ich mit 720 x 576, da geht zwar ein bissl was vom horizontalen Signal verloren, aber mein Grabber unterstützt die 768 nicht. Alles korrekt?
    • VirtualDub bietet mir diverse "Data formats" an:

      • 16-bit RGB
      • 24-bit RGB
      • 32-bit ARGB
      • CYUV - Inverted YUV 4 2 2
      • UYVY - YUV 4:2:2intedeaved
      • YUY2 - YUV 4:2:2intedeaved
      • YV12 - YUV 4:2:0 planar
      • l420 - YUV 4:2:0 planar
      • IYUV - YUV 4:2:0 planar
      • Y41P - YUV 4:1:1 planar
      • MJPG - Motion JPEG
      • dmb I - Matrox MJPEG


    bei mir geht nur UYVY, alles andere wird von meinem Grabber nicht unterstützt.. ist das so korrekt?


    Capture-Software:
    Ich würde der Einfachheit halber VirtualDub nehmen wollen - es ist Freeware und reicht für das erste verlustfreie Aufzeichen auf HDD. Den Schnitt kann dann mit belieber anderer Software oder auch mit VirtualDub erfolgen.

    Verlustfreie Audio/Video-Codecs:
    Als Video-Codec habe ich Lagarith vorgesehen, da neuer als Huffyuv. Der H264 im lossless mode wäre eventuell eine Alternative. Als Audio-Enkodierung habe ich PCM-Audio mit 48kHz bei 8-Bit vorgesehen.

    Fragen:

    • Lagarith sieht in seinem Konfigurationsmenü nur RGBA, RGB, YuY2, YV12 vor, obwohl ich ja nur UYVY in den Grabber Einstellungen wählen kann. Laut VirtualDub Webseite hat die Konvertierung keinen Nachteil.

    AVISynth:
    Ich würde hier gerne ein paar Basis-Optimierungen durchführen, die auf alles analoges Material angewendet werden kann. Hier hoffe ich auf Empfehlungen von euch.

    Fragen:

    • Was wären die allgemeinsten Filter, die ihr auf jede mögliche Bildquelle anwenden würdet?
    • Hat hier jemand ein Beispielscript?

    iPhone-tauglicher Codec:
    Mir würde hier nur H264 einfallen, gibt es etwas besseres?

    Speichern in mp4-Container:
    Meines Wissens nach der passende Container für die Apple-Welt.


    ---

    Jetzt benötige ich eure Hilfe für die Fragen und bin für Anregungen offen - vielen Dank für eure Antworten und eure Hilfe. Ich werde diesen Beitrag je nach geklärter Frage und Folge-Frage aktualisieren.

    Viele Grüße :)

  • :welcome:

    Grammatischer Hinweis: "optimal" ist bereits ein Superlativ an sich.
    __

    Ein Experte für Capturing bin ich nicht, aber kurz zu den Fragen, die ich beantworten kann:

    • S-Video kann durch die getrennte Übertragung von Luminanz und Chrominanz die Qualität besser erhalten als die frequenzmodulierte Mischung in der Composite-Übertragung.
    • PAL B/G wird wohl richtig sein, 576 sichtbare Zeilen sollten auch stimmen; nach Mikrosekunden-Timing laut ITU-R BT.601 können die Zeilen aber nicht in 768 "Pixel" unterteilt werden, die kleinsten Helligkeits-Einheiten sind etwas breiter als hoch, es reicht analog eigentlich nur für 702 Unterteilungen einer Zeile. Ob der Grabber die nun mit 704 oder 720 Pixeln digitalisiert, müsste man testen, mal beides versuchen und die seitlichen Ränder anschauen, wie weit er über die Grenzen des sichtbaren Bildes hinausgeht.
    • UYVY ist verbreitet, wahrscheinlich korrekt. YUY2 ist gleichwertig, es müssen nur Bytes in der Reihenfolge vertauscht werden, das schafft VirtualDub in aktuellen Versionen intern. Lagarith oder die Ut-Suite sind als verlustlos komprimierende Codecs empfehlenswert.
    • H.264 in MP4 ist ein detailliert spezifizierter und weitgehend kompatibler Standard. Man muss nur beim Encodieren in H.264 beachten, dass manche Geräte nur ein maximales Profile@Level decodieren können (für mobile Geräte sollte Main Profile @ Level 3.1 vernünftig sein). Das bedeutet, man darf den Encoder nicht so aufwändig wie möglich nach Komprimierbarkeit suchen lassen, man muss den Aufwand etwas einschränken, sonst wird das Abspielen zu aufwändig für leistungsschwächere Decoderchips.
  • Also, "Shit in, shit out" heißt dass du die besten Software/Codec haben könntest, das reicht aber nicht. Man sollte lieber einen besseren Gerät haben als sich für das beste Variante von (16-bit RGB, 24-bit RGB, 32-bit ARGB, CYUV, UYVY, YUY2 etc.) zu entschieden.

    Nichts gegen ALDI/LIDL&Co., aber wenn man einen Tevion hat, alle anderen Fragen sind und bleiben rein philosophisch - die Qualität ist von Anfang an so schlecht, dass 32b RBG+Alpha oder YUV4:4:4 nichts (über zB 16b RGB) bringt, auch wenn etwa Bildbearbeitung vorgesehen ist.

  • Hier der Gedanke, der mir als erstes kam. Das Digitalisieren von analogen Bändern ist zeit- und arbeitsaufwendig. Die gelinde gesagt suboptimalen Ergebnisse, die du mit der genannten Hardware erzielen wirst, wären die reingesteckte Arbeit nicht Wert. Das siehst du vielleicht jetzt noch nicht, aber glaube mir, es ist so.

    Betrachte es mal so: Wenn du dir gute Hardware zulegst, kannst du diese danach ziemlich verlustlos wieder verkaufen.

    Ich habe vor 10 Jahren auch gedacht, dass das alles nicht so einen großen Unterschied machen kann, dass meine Ansprüche auch nicht so hoch seien und ich mit einem neumodischen Billigeimer von Videorecorder und einer einfachen TV-Karte im Rechner auch brauchbare Ergebnisse erzielen kann. Sehr naiv.

    Wenn du schon so festgelegt bist, dass du dir keine besseren Zuspieler zulegen möchtest, dann tu dir aber bitte den Gefallen und benutzte nicht den USB-Grabber. Wir haben hier im Forum so ziemlich alle getestet und keiner taugt was – du wirst dich grün und blau ärgern durch asynchronen Ton und haufenweise dropped/inserted frames. Ich habe dich gewarnt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Skiller (21. März 2016 um 01:54)

  • Enweder Panasonic-Recorder+Splitter+Intensity ODER Canopus-Schnittkarte
    ...ODER "einfach" per gebrauchtem DVD-Recorder (ab 50 Euro, auf jeden Fall Panasonic) auf HDD, zurechtschnibbeln, und direkt auf DVDs brennen (die auch schon wieder veraltet sind)...

    Andere vernünftige Möglichkeiten gibt es _DE FACTO_ nicht!

    (Außer einen Überspielservice in Anspruch nehmen, der dann eine dieser Techniken anwendet...auch nicht billig. Und auch da hat bei Leibe (!) nicht jeder die hervorragende Fachkenntnis wie "zum Beispiel" der User "Goldwingfahrer" hier mit seiner Firma (auch wenn es sicher auch andere gute Betriebe gibt). Habe jedenfalls schon "Fotogeschäfte" gesehen, die sowas anbieten, wo ein billiger VHS-Player an einen LG DVD-Recorder angeschlossen ist...na dann "Mahlzeit"! :rolleyes_:)...

    Und wer *damals*, zur Hoch-Zeit der DVD-Recorder seine VHS'en auf DVD gebannt hat (genauso wie die meisten Überspiel-Services das heute noch tun), der darf sich dann irgendwann damit beschäftigen, wie er seine DVDs dann auf PC/Festplatte/Cloud bekommt :hm:

    PS.:
    Beim Zuspieler wäre ich gar nicht *so* kritisch...am besten das originale Aufnahmemodell, oder eben den, mit dem man seine Videos eh seit Jahren zur vollen Zufriedenheit bei guter Wiedergabe angeschaut hatte, ohne dass einem irgenwas unangenehm aufgefallen wäre...genau so wird dann eben auch digitalisiert. Auch ein "Tevion"-Recorder (im konkreten Fall Orion-Geräte) oder andere "einfache Consumer" können (aus eigener Erfahrung) durchaus ihre Qualitäten haben!
    ...aber ein GRABBER (!) von "Tevion" oder jeder andere dieser Art führt leider nicht zum Ziel! Das ist "Kern-Schrott"...

    Falls dem TE der große Thread zu lange und zu technisch fundiert war (was absolut nachvollziehbar ist!), dafür gibt es ja jetzt ein Tutorial! ;)

    8 Mal editiert, zuletzt von Gubel (26. März 2016 um 00:28)


  • Prinzipieller Aufbau:

    Ausgangsmaterial -> Zuspieler -> Digitalisierer -> Computer [ -> Capture-Software -> speichern mit verlustfreien Audio/Video-Codec -> Nachbearbeitung mit AVISynth -> Encodieren mit iPhone-tauglichen Codec -> speichern in mp4-Container]

    Ausgangsmaterial:
    Mir liegt analoges Filmaterial auf Hi8 und auf VHS Kasetten vor, beides aus den 90ern, dementsprechend sind die Magnetbänder abgenudelt.

    Da haben wir fast die gleiche Ausgangssituation.
    Ich nutze HI8-Originalkamera, Pinnacle Box USB-510, VirtualDub, Lagarith (lossless), Avisynth, x264.
    Erste Tests erfolgreich.

    Highwayman.

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