HDTV heute
Japan
In Japan fanden Voruntersuchungen zu HDTV seit 1964 statt. Seit 1989 werden Programme im MUSE-Format über Satellit ausgestrahlt. Die Ausstrahlung ist inkompatibel zum normalen Fernsehen, die Sender müssen daher zweimal ausgestrahlt werden, einmal im SDTV-Format mit 480 Zeilen, einmal als HDTV mit 960 Zeilen.
MUSE überträgt Bilder analog, es ist allerdings eine digitale Nachbearbeitung notwendig. Bilder werden vertikal wie horizontal 2:1 unterabgetastet, das Abtastraster wird aber von Bild zu Bild verändert. Stationäre Bildelemente können daher wieder mit voller Auflösung rekonstruiert werden (1600x960), bewegte Elemente nur mit halber Auflösung (800x480).
USA
In den USA fingen die Voruntersuchungen im Jahre 1977 an. In den 1990er Jahren wurde ein entscheidender Schritt für die Einführung von HDTV vollzogen. Per Gesetz wurden alle nationalen Sender verpflichtet mindestens 80 Prozent ihrer Sendungen in HD-Norm abzustrahlen. Hintergrund für dieses Gesetz war wohl die begründete Befürchtung, dass es ohne klare Rahmenbedingungen kaum Käufer für HDTV-Receiver und produzierende Sender geben würde.
Durch die Zwangseinführung laufen heute 90 % aller Sendungen in HDTV - die kommende Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird komplett in HDTV übertragen. HDTV hat sich so beim Verbraucher durchgesetzt.
Europa
HDTV wird in Europa bislang nur spärlich genutzt. Als erster und bislang einziger europäischer Sender ging am 1. Januar 2004 Euro1080 auf Sendung, der 200 Stunden Material in einer Schleife wiederholt. Es gibt nur wenige HDTV-fähige Endgeräte; dies sind Computer, ein spezieller HD-DVB-Receiver sowie eine Hand voll Fernsehgeräte, die an diesen HD-DVB-Receiver angeschlossen werden können. Dies führt dazu, dass es außer einigen wenigen Neugierigen keine Kunden von HDTV-Technologie gibt.
Die in Europa verfügbaren HDTV-Geräte sind großteils technisch nicht ausgereift: kein EPG oder CI-Schächte, die bei Pay-TV nützlich sind.
Alle derzeit angebotenen HDTV-Geräte arbeiten nach dem MPEG-2-Standard, wie auch DVB-T- und DVB-S-Receiver. Es bestehen Planungen zum Umstieg auf MPEG-4, was neue Geräte erfordern würde.
Mit 18 Mbps ist die Datenrate von Euro1080 für 1080i50 im MPEG-2-Verfahren deutlich zu niedrig. Schon bei normalen Spielfilmen sind Artefakte bei dieser Datenrate zu erkennen, bei Bühnenshows mit typischen Problemfällen ist die Bildqualität regelrecht mies. 18 Mbps im HDTV-Verfahren entsprechen etwa 3,75 Mbps bei 1,85:1-DVD-Filmen beziehungsweise 3 Mbps bei 2,35:1-DVD-Filmen, wobei die Filme auf DVD den Vorteil einer dynamisch anpassbaren Bitrate haben, die bei Sendungen nicht möglich ist. Wenn man die Sendungen auf einem 82cm-Fernsehgerät wiedergibt, sind diese Fehler bei normalem Abstand zwar nicht so auffällig wie bei einer 3 &;1/2-Stunden-Film-Raubkopie auf einer DVD-R, wenn allerdings richtige HDTV-Beamer zum Einsatz kommen, dann sind diese deutlich sichtbar bis ziemlich störend. Normalerweise wird für 1080i 27 Mbps empfohlen, bei geringeren Qualitätsanforderungen 22 Mbps.
Weiterhin sind die 50 Hz für eine Darstellung des deutlich größeren Bildes zu wenig, und 100 Hz-HDTV-Fernseher werden noch nicht angeboten. Auch die Nutzung von 60 Hz kam in Erwägung. Vor- und Nachteile von 50 und 60 Hz:
50 Hz
kompatibel zu CCIR (im Volksmund PAL)
etwas geringere Datenrate
Kinofilme ohne Telecine darstellbar (ruckelärmere Bewegungen)
Kinofilme nur mit Speedup darstellbar (laufen etwas zu schnell)
60 Hz
kompatibel zu FCC/IAC (im Volksmund NTSC)zu ATSC
Kinofilme ohne Speedup darstellbar (richtiges Tempo)
Kinofilme nur mit Telecine darstellbar (ruckeligere Bewegungen)
akzeptables Flimmern ohne Bildfrequenzverdopplung (die in den ersten Jahren außer in Highend-Produkten nicht zu finden sein wird)