Ein paar Eindrücke von Zenwalk 7.0
Bei Zenwalk handelt es sich um eine Linux-Distribution die auf Slackware aufbaut, sozusagen dem Urgestein aller Distributionen. Damit dürfte auch ziemlich klar sein das die anvisierte Zielgruppe nicht gerade Neueinsteiger in Sachen Linux und wahrscheinlich auch nicht der durchschnittliche Nutzer von ubuntu ist. Im Gegensatz zum puren Slackware macht es einem Zenwalk schon erheblich leichter, der Xfce-Desktop verfügt über eine recht brauchbare Vorkonfiguration und es gibt auch das eine oder andere Helferlein. Der größte Vorteil von Zenwalk liegt jedoch im automatischen Auflösen von Paketabhängigkeiten. Meistens zumindest würde ich jetzt sagen, denn im Zuge meiner Installation hat genau dies gelegentlich nur unzureichend funktioniert. Findet man mit den Anwendungen der Standard-Installation weitestgehend sein Auslangen gestaltet sich Zenwalk erstaunlich unkompliziert. Das System ist sehr schnell installiert und fühlt sich sehr flott und responsiv an. Thunar ist quasi sofort mit dem Mausklick geöffent und den Firefox 3 habe ich auf meinem Rechner auch noch nicht so schnell starten gesehen. Wer mehr will und Wert auf Samba, den MPD usw. und auf ein größeres Anwendungsspektrum legt, der sollte sich zum einen mit dem Editieren und Erstellen von den entsprechenden Konfigurationsdateien anfreunden und Zeit und ein wenig Geduld mitbringen. Das Paketmanagement (so man es denn überhaupt so bezeichnen darf) fordert einem nämlich beides ab. Wer diese Zeit investieren mag darf sich dann an einer schlanken und maßgeschneiderten Distribution erfreuen. Doch alles der Reihe nach...
Webseite der Distribution: www.zenwalk.org
Download der Standard-Edition: http://www.zenwalk.org/modules/tinycontent/index.php?id=30
Der Download der Standard-Edition beträgt 583MB und bringt auch schon Libre Office in der Version 3.3.1 mit. Der Installationsvorgang erinnert mich ein wenig an schon etwas zurück liegende Zeiten. Die Installation gliedert sich im Wesentlichen in folgende Einzelschritte auf:
- Festlegen der Keymap
- Partitionierung mit Cfdisk (falls benötigt)
- Installation (auch eine "automatisierte Installation" wird angeboten)
- Einrichtung von LiLo
- Anlegen eines Users
Mit Lilo hat man es mit einem Relikt aus der Vergangenheit zu tun. Wer mag kann später Grub2 installieren und LiLo ersetzen. Das Entpacken von der CD nahm einige Zeit in Anspruch. Alternativ besteht auch die Möglichkeit von der Live-CD zu booten und diese zu installieren. Das geht flotter vor sich, allerdings kann man dann auf einiges keinen Einfluß mehr nehmen. Das umfasst auch die Partitionierung, bei der Live-CD wird alles in die root-Partition kopiert. Eine Installationsanleitung für die Live-CD findet sich hier:
http://www.zenwalk.org/modules/tinycontent/index.php?id=43
Allerdings ist das dort noch angeführte root-Passwort nicht mehr korrekt bei der Version 7.0. Genau genommen ist keines mehr vorhanden und dann ist es mit der Installation auch schon vorbei. Das Passwort ist beim Start von der CD als Bootparameter mitzugeben, also z.B. rootpw=wasauchimmer. Für fraglich halte ich auch wie sich LiLo mit den neueren Windows-Versionen "versteht" wenn dieser auf den MBR losgelassen wird. Eventuell ist eine Installation des Bootloaders in den Boot-Block der Linux-Partition die klügere Variante.
Nach dem Abschluss der Installation mit anschließendem Reboot findet man sich nach dem Einloggen am Xfce-Desktop wieder. Leider hier im Falle von Zenwalk bei Xfce 4.8, der im Vergleich zu Xfce 4.6.2 noch so einige Schönheitsfehler und Unzulänglichkeiten mitbringt. Die zukünftigen Updates werden es hoffentlich richten. Schickes Artwort übrigens, sollte auch erwähnt werden. Die Gestaltung mit den zwei Menüleisten war jedoch nie mein Fall, halt auch eine Sache der Gewöhnung. Nachdem man nun kurz einen Blick auf den Desktop geworfen hat empfiehlt es sich auch schon diesen wieder zu verlassen um die vorhandenen Aktualisierungen einzuspielen.
Ein init 3 befördert einen zum Zenwalk login, bei diesem als root einloggen und ein netpkg upgrade durchführen. Damit wird nach nochmaliger Rückfrage das gesamte System aktualisiert. Das nimmt nicht wenig Zeit in Anspruch, dennoch kann man das System nicht sich selbst überlassen und nur dieses die Arbeit tun lassen. Man ist halt doch verwöhnt von anderen Distributionen. Des öfteren fragt Zenwalk nämlich nach ob bestimmte Updates installiert oder übersprungen, Konfigurationsdateien überschrieben oder die alten beibehalten werden sollen. Hier wird auch immer wieder „merge“ angeboten, Als und neu zusammenwürfeln, lasst die Finger davon, ist fast immer ein ganz, ganz schlechte Idee. Wer sich nicht sicher ist- an die Empfehlung des Systems halten, was immer die 1. ist. „Failsafe“ ist aber diese Methodik nicht, also immer Augen auf wozu man zustimmt oder nicht. Geht alles glatt erblickt man den Xfce-Desktop nach einem init 4 dann erneut wieder. 
Die Softwareauswahl ist gut durchdacht, für die wichtigsten Bereiche ist bereits jeweils eine Anwendung vorinstalliert. Libre Office, Gimp als Bildbearbeitung, Totem als Videoplayer usw. Als Browser kommt Icecat zum Einsatz, Email heisst Icedove und im Prinzip ist diese Kombination nichts anderes als das gewohnte Firefox/Thunderbird-Gespann. Nach den Aktualisierungen sollte man Zenwalk nun die enstprechenden Lokalisierungen beibringen. Dieses erfolgt mit Klick auf das Anwendungsmenü und Einstellungen, Kontrollzentrum.

Das Zenwalk System-Kontrollzentrum:

Hier Sprache und Layout der Tastatur korrekt einstellen. Abgesehen von dem was Xfce noch so mibringt stellt Zenwalk, was die Konfiguration betrifft, keine weiteren Helferlein parat. Wer etwas vom Schlage der System-config-tools von Fedora oder gar ein Yast erwartet wird mit dieser Distribution wahrscheinlich auf Dauer nicht glücklich werden. Was die Lokalisierung betrifft war es das noch nicht, es sind noch einige Sprachpakete für die diversen Anwendungen zu installieren. Ansonsten gibt es Icecat/Icedove, Libre Office usw. nur in Englisch. Dazu bedient man sich des grafischen Paketmanagements. Das hört auf den Namen Xnetpkg, netpkg auf der Konsole haben wir bereits kennengelernt. Anwendungsmenü – Einstellungen (oder System) – Netpkg und das grafische Tool startet:

Hier unter Lokalisierung die benötigten Pakete (de) in die Auswahl übernehmen und danach diese installieren. Falls im nun erscheinenden Fenster die Frage nach „Abhängigkeiten mitinstallieren?“ unbedingt den Haken in das Auswahlfenster setzen. Damit ist Zenwalk zumindest mal die deutsche Sprache beigebracht. Die Menüs wirken auf den ersten, zweiten und vielleicht auch dritten Blick sehr überladen, sind aber zumindest alphabetisch sortiert, was die Navigation etwas vereinfacht. Häufiger benötigte Anwendungen wird man sich ohnehin auf den Desktop oder in die Leiste legen.
Ein Wort noch zu einem der nach wie vor existierenden Nachteile von Xfce – es gibt nämlich keinen brauchbaren Editor für das Menü. Unter 4.6.2 gab es gar keinen und unter Fedora hat es mich Stunden gekostet das Menü so zurechtzubasteln wie ich es gerne habe. Das passiert nämlich durch das Edititieren der Menüdateien, was eine recht umständliche und zeitaufwändige Angelegenheit ist. Mit Xfce 4.8 wollte man es den Anwenderen wieder einfacher machen und liefert einen Editor mit der auf den Namen Alacarte hört. Dieser stammt aus der Gnome-Desktopumgebung und meiner bescheidenen Meinung nach ist das Teil unter Xfce schlimmer als wenn sie weiterhin keinen Editor mitgeliefert hätten. Mit Alacarte kann man zwar im Menü sortieren, jedoch nur sehr rudimentär. Darüber hinaus dient er vorzüglich dazu sich das ganze Menü nachhaltig zu zerschießen. Man kann auch keine weiteren Rubriken oder Ordner erstellen, das wird sofortig mit einer Fehlermeldung quittiert. Schließt man den Editor verschieben sich Einträge, Abmelden findet sich plötzlich unter Netzwerk wieder und ähnlicher Blödsinn. Einmal konnte das Menü nach der Bearbeitung durch Alacarte nichtmal mehr geöffnet werden. Menu.xml beschädigt hieß es da, dumm wenn man keine Sicherung der Datei hat. Dann heisst es rücksetzen und nochmal von vorne. Die Bearbeitung der Menüeinträge mit Alacarte ist zumindest momentan noch eine Katastrophe sondergleichen. Gut gemeint wahrscheinlich, aber eben eine absolut nicht funktionierende Angelegenheit. Ich für meinen Teil empfehle mit Nachdruck die Finger davon zu lassen.
Das war es fürs erste und für heute. In den nächsten Tagen geht es dann weiter mit der Einrichtung der Programme....
Hier noch der Desktop mit und ohne diverse Anwendungen:
Symbole: Tango
Theme: Clearlooks dark
Fensterdekoration: Shiki

