Beiträge von Nordlicht24

    Für mich war das Thema ‚Digitalisierung des analogen Video-Materials’ eigentlich abgeschlossen. Ich hatte 2008 alle VHS/S-VHS-Kassetten per D8-Kamera digitalisiert.

    Bei der Nachbearbeitung bin ich dann auf S-VHS-Kopien gestoßen, bei denen die Farbdeckung der nach DV übertragenen Videos nicht zufriedenstellend war. Außerdem hatte ich in den aktuellen Beiträgen der Video-Foren gelesen, dass man sog. Chroma-Sync-Fehler bei mit 4:2:2 digitalisierten Aufnahmen korrigieren könne.

    Ich habe die bekannten Threads – vor allem in diesem Forum – zum Thema ‚Digitalisierung von Analog-Aufnahmen’ durchgelesen und mir im letzten Jahr eine Pinnacle Moviebox 510 gekauft.

    Ich arbeite mit folgender Hardware:

    • PC I7-3770 @3,4 GHz mit Win7 64-bit, 8 GB RAM.
    • Meine AMD HD 5770 musste ich wegen eines Defektes durch eine AMD R7 260X ersetzen.
    • Als VCR setze ich einen gut erhaltenen S-VHS-Recorder JVC HR–S7500 ein.
    • Das S-VHS-Signal des VCR schleife ich durch mit einem DVD-Recorder DMR-EX87.



    Das Audio-Signal übernehme ich vom VCR direkt zur Moviebox.

    Anschließen und einrichten der Moviebox:
    Mit der AMD HD 5770-Graka war es mir im Frühjahr 2015 noch gelungen, die Moviebox unter Win7 zu verwenden (Signalumschaltung per Studio 14). (Das ‚sichere entfernen eines USB-Gerätes’ war aber selten möglich.)

    Nach dem Einbau der AMD R7 260X wurde in Studio 14 nur noch das FBAS-Signal übertragen. Der Signaleingang der Moviebox war unter Win7 nicht umschaltbar. In VirtualDub war überhaupt keine Signalanzeige vorhanden.

    Ich habe bei div. Versuchen sowohl den Treiber von der Studio-DVD als auch den letzten 64-bit-Treiber aus dem Internet eingesetzt – ohne Erfolg.

    Letztendlich habe ich mich entschieden, für die Arbeit mit der Moviebox ein XP-System einzurichten. Versuche mit einem älteren Notebook waren insofern erfolgreich, da ich so feststellen konnte, dass die Moviebox nicht defekt war und auf das umschalten des Signaleingangs reagierte. Allerdings war die Ausstattung des Notebooks zu schwach, um die Digitalisierung ohne dropped/inserted Frames durchführen zu können.

    Da die Moviebox beim nächsten Test immer noch auf den S-Video-Eingang eingestellt war, habe ich versucht, mit dem Notebook (mit XP) den Signalweg ‚S-Video’ der Moviebox einzustellen und sie anschließend am PC anzuschließen. Erfolglos! Unter Win7 erhielt ich kein Signal in VirtualDub.


    Letztendlich habe ich auf einer eigenen Festplatte ein XP-System eingerichtet, es von allem möglichen Ballast befreit (kein Virenscanner, kein Internet-Zugriff pp.) und nur Studio 14 mit Pinnacle-Treiber von der DVD sowie VirtualDub 1.9.11 installiert bzw. eingerichtet. (Ich schalte das System über das Auswahlmenü des BIOS' um – also keine Beeinflussung des Win7-Systems.)


    Um das Ganze abzukürzen, beschreibe ich jetzt nur noch den Ablauf, der schließlich zum erfolgreichen digitalisieren mit der Moviebox führte:

    Anschließen und abmelden der Moviebox:
    Die Moviebox kann unter XP wie jedes andere USB-Gerät verwendet werden. Versuche, die USB-3.0-Frontbuchsen zu verwenden, habe ich aufgegeben. Es gab z.T. nicht nachvollziehbare gegenseitige Blockaden der Capture-Module von Studio 14 und VirtualDub. Ich habe mir deshalb angewöhnt, unter VirtualDub vor dem beenden des Capture-Moduls die Moviebox unter Device mit ‚disconnect’ abzumelden. Anschließend entferne ich die Box „sicher“ vom Betriebssystem.


    Welche Grafikeinheit einsetzen?
    Ich habe die zusätzliche Grafikkarte unter XP deaktiviert und nur noch die onboard-Intel-Grafik HD 4000 aktiv. Ich hatte große Mühe für XP einen passenden 32-Bit-Treiber für die AMD R7 aufzutreiben. Letztendlich habe ich bei meinem Boardhersteller einen modifizierten XP-Treiber gefunden, den dieser Hersteller für ein OC-Modell meiner Graka angebietet. Trotz des korrekten Treibers lief das System in Verbindung mit der Moviebox nicht stabil. Ich gehe davon aus, dass unter XP PCIe-Grafikkarten noch nicht bekannt waren und deshalb nur eingeschränkt mit einer ‚gestrigen’ Capture-Hardware zusammen arbeitet.


    VirtualDub:
    Wie schon bekannt, ist unter VirtualDub der Zugriff auf den Treiber der Moviebox fast nur ‚read-only’ möglich. Unter Videosource wird nichts angezeigt, die Einträge Capture-pin und Capture-filter zeigen die Einstellungen des Video- und Audio-Prozessors, Änderungen werden aber mit einer Fehlermeldung abgewiesen.


    Reihenfolge, die Moviebox effektiv einzustellen:
    Sinnvoll ist es, in Studio 14 nur den Signalweg und den Volume-Regler einzustellen. Ich habe Volume auf ‚Mitte’ gesetzt, um Audio-Clipping zu vermeiden. Die anderen Einstellungen (Helligkeit, Kontrast usw.) werden beim schließen von Studio wieder auf Standard-Einstellung zurück gesetzt!

    Studio 14 verwendet als Capture-Modul das Programm „AMCAP.exe“ (s. C:\Programme\Pinnacle\Studio 14\Bin). Ich empfehle eine Verknüpfung zur AMCAP.exe auf dem Desktop einzurichten. Mit AMCAP kann man Capture-pin und Capture-filter der Moviebox erreichen. Achtet bitte darauf, dass AMCAP und Studio 14 nicht gleichzeitig geöffnet sind! Bei meinen Tests hatte ich diverse ‚hängende Prozesse’ bei der Windows-Abmeldung. Die Capture-Module waren nicht sauber aus dem System entfernt worden, weil sie noch eine Verbindung zur Moviebox hatten. Die Moviebox ließ sich ebenfalls nicht abmelden.

    Ich habe festgestellt, dass man Volume sowohl per AMCAP als auch per Studio einstellen kann. Änderungen der Werte für Helligkeit pp. mit AMCAP sind nicht zu empfehlen, da diese Werte in VirtualDub nicht unter Level aktualisiert werden, andererseits wird die Einstellung dieser Werte unter VirtDub=>Level auch in AMCAP sichtbar, wenn man (nach dem schließen von VirtDub) AMCAP erneut aufruft. Wie „Gubel“ schon festgestellt hatte, wirken die VirtDub=>Level auf den Prozessor der Moviebox. Das gilt leider nicht für Volume – der Windows-Mixer lässt bei meinem System keinen Zugriff auf das Capture-Volume zu.


    Einsatz von VirtualDub zum capturen:

    Die Capture-Vorschau:
    Auch unter Verwendung der internen Grafik HD 4000 ist es mir nicht gelungen, beim capturen das Overlay zu nutzen. Ich bekomme zwar das Signal, aber das Bild ist seitlich ‚gekippt’ (alte Röhren-TVs zeigten ein derartiges Bild bei fehlender Zeilen-Synchronisation).

    Unspeakable-x“ hatte mitgeteilt, dass er dieses Problem mit der Installation von ffshow beheben konnte (s. http://forum.gleitz.info/showthread.php…ll=1#post441136 ). Mir ist es nicht gelungen, die ffshow-Optionen so einzustellen, dass das Overlay für die Vorschau in VirtDub verwendet werden kann. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand ein paar Hinweise zur Einstellung von ffshow und zur Auswahl der Optionen im Setup geben könnte.


    Das Histogramm in VirtualDub:
    Im Forum (s. http://forum.gleitz.info/showthread.php…ll=1#post453590 ) ist vielfach darauf hingewiesen worden, dass die Moviebox nicht die Bereiche für ‚super-schwarz’ und ‚super-weiß’ überträgt. Das kann man sehr gut im Capture-Modul unter Video => Histogramm nachvollziehen. Das Histogramm zeigt die Verteilung der Schwarz- bis Weißwerte des anliegenden Videosignals. Dabei ist festzustellen, dass die Werte von 0-16 (super-schwarz) und von 235-255 (super-weiß) abgeschnitten werden. Beim Videotransfer werden also nur die Helligkeitswerte zwischen 17 bis 234 übernommen.

    Das Histogramm ist nur im Overlay-Modus zusammen mit der Vorschau sichtbar (funktioniert bei mir leider nicht). Im Preview-Modus wird bei Einblendung des Histogramms das Vorschaubild ausgeblendet. Zumindest ist es möglich, die Level einzustellen, wenn das Histogramm angezeigt wird. Mit Helligkeit und Kontrast kann man festlegen, welche Helligkeitswerte von der Moviebox übertragen werden sollen.

    Helligkeit verschiebt die Anzeige im Histogramm nach oben bzw. unten, Kontrast komprimiert bzw. entzerrt das Diagramm der Helligkeitswerte, die übertragen werden.

    Diese Justiermöglichkeiten sind natürlich abhängig vom vorhandenen Videomaterial. Man muss die Änderung der Einstellungen mit der Video-Vorschau abgleichen und ggf. anpassen.

    Ich habe festgestellt, das bei einem relativ dunklen VHS-Video das Diagramm deutlich nach ‚super-schwarz’ verschoben war. Ich konnte mit reduziertem Kontrast den dunklen Bereich aus ‚super-schwarz’ in der sichtbaren Bereich verschieben. Bei einer S-VHS-Aufnahme war es kaum notwendig, Helligkeit und Kontrast anzupassen.


    Welchen Vorteil hat nun das MJPEG-Capture im Vergleich zur DV-Aufnahme?
    Wie schon in den Threads ausführlich abgehandelt, ist es möglich, MJPEG mit dem Chroma Subsampling 4:2:2 aufnehmen. DV dagegen wird nur in 4:2:0 gespeichert.

    Ich habe eine neue MJPEG-Aufnahme verglichen mit der alten DV-Aufnahme (Kopie von S-VHS-C auf S-VHS-Vollformat):

    • die DV-Aufnahme zeigte speziell bei feineren Strukturen, die ja gerade bei S-VHS vorhanden sein sollten, eine unsaubere Farbdeckung.
    • die neue MJPEG-Aufnahme hatte eine deutlich bessere Farbdeckung. In dieser Aufnahme konnte ich keinen auffälligen Farbversatz feststellen.



    Um auszuschließen, dass die Vorteile des 4:2:2-Subsamplings nicht beim Export nach MPEG2 verloren gehen und das MPEG2-Signal mit 4:2:0-Subsampling womöglich wieder die unsaubere Farbdeckung der DV-AVI aufweist, habe ich beide AVIs jeweils nach MPEG2 exportiert (mit MAGIX VProX6).

    Ergebnis: Trotz der Reduzierung des Subsamlings auf 4:2:0 bleibt die saubere Farbdeckung der MJPEG-Aufnahme erhalten! Möglichweise sind bei der MJPEG-Aufnahme auch Chroma-sync-Fehler weniger auffällig. Insofern lohnt sich der Aufwand, die Analog-Aufnahmen noch einmal neu zu capturen!

    So, das war's erst einmal. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, eine nachvollziehbare Anleitung zu geben, wie man die Moviebox 510 unter Windows XP zum digitalisieren einsetzen kann.