Hallo Andy
Ich war in einer ähnlichen Ausgangslage wie du. Ich will ebenfalls meine alten VHS-Kassetten in möglichst guter Qualität mit einem vernünftigen Aufwand digitalisieren. Mein erster Plan, die VHS-Kassetten zu digitalisieren war nicht optimal. Siehe dazu der benachbarte Thread „Fragen zur Digitalisierung von VHS-Kassetten“. Ich habe seit meinem ersten Post viel gelernt und erlaube mir jetzt auf deinen Post zu antworten.
Der VCR Panasonic NV-HS1000 (ich habe das gleiche Gerät) ist sicher besser als der VCR Sony SLV-1000. Daher kannst du den Sony vergessen.
Was passiert bei deiner Variante „PC per Panasonic DMR-EZ49V, HDMI out 1080P mit HDMI USB Grabber auf 1080P60 OBS Studio, direkt auf 4:3 Aufgenommen“?
Die VHS-Kassette wird im Gerät abgespielt. Die analogen Videodaten werden vom Analog/Digital-Wandler im gleichen Gerät digitalisiert und über das HDMI-Kabel weitergegeben. Der Analog/Digital-Wandler dieser Panasonic-Geräte ist scheinbar der beste verfügbare Wandler. Soweit so gut. Der HDMI-Grabber gibt aber das digitale Videosignal mit einer Auflösung von 1920 x 1080 (1080p) weiter. Da das PAL-Signal aber eine Auflösung von 720 x 576 aufweist, wird das Signal verzerrt und dabei gibt es einen Qualitätsverlust. Zudem wird das Signal vom Grabber mangelhaft „deinterlaced“ (darum das p nach 1080 für progressiv). Weiterhin wird der Grabber mit grosser Wahrscheinlichkeit eine verlustbehaftete Komprimierung vornehmen. Das Problem dabei ist, dass eine nachträgliche Überarbeitung nicht mehr sinnvoll möglich ist, wenn man eine verlustbehaftet komprimierte Videodatei hat (analog RAW-Datei und JPEG-Datei in der Fotografie). In OBS Studio wird das Bild dann von 16:9 auf 4:3 verzerrt. Man hat also auf dem Computer ein zweimal verzerrtes Video mit einer verlustbehafteten Komprimierung, welches vom Grabber vermutlich mangelhaft „deinterlaced“ wurde.
Muss ja dann später auch noch auf 1080P Skaliert werden...
Ein Upscaling bringt nicht wirklich etwas. Ich hatte zuerst auch die glorreiche Idee, das lasche VHS-Signal mit einem HDMI-Konverter auf knackige HD-Qualität zu konvertieren. Der entscheidende Satz kam von Pro Jo: „Ein VHS-Signal bleibt immer ein VHS-Signal, auch wenn man es zu HDMI wandelt“.
Ich habe mir das wie folgt überlegt (siehe dazu das Bild als Anhang): Nehmen wir an, man hat einen Kreis vor langer Zeit aufgenommen. Dies wurde mit einer Auflösung von 4x4 gemacht. Aus dem Kreis wurde auf der Aufnahme ein Klotz. Wenn ich jetzt die Auflösung auf 8x8 vervierfache, bleibt das Bild trotzdem ein Klotz. Die Information, dass das ursprüngliche Motiv ein Kreis war, existiert nicht mehr. Man kann also die Auflösung beliebig erhöhen, ohne dass man ein anderes Bild bekommt. Bildlich gesprochen war meine (falsche) implizite Erwartung an den HDMI-Konverter, dass er aus dem Klotz wieder einen Kreis macht. Das erklärt auch die Enttäuschung der Leute, die z.B. mit Topaz Video AI ihre VHS-Captures upscaled haben. Wir leben (noch?) nicht in einer Zeit, in welcher eine AI solche fehlenden Informationen aus dem Nichts erschaffen kann.
Ich sehe zwei Wege. Der erste Weg ist der Königsweg mit der Blackmagic-Karte. Mir persönlich war dieser Weg zu kompliziert und ich verwende einen USB-Wandler. Du bräuchtest also die erwähnte Blackmagic-Karte. Dein DVD-Player wird über HDMI an die Karte angeschlossen (allenfalls noch über einen Splitter, falls das Material einen Kopierschutz aufweist). Der Sinn der HDM-Verbindung ist dabei nur, die vom DVD-Player digitalisierten Videodaten auf den Computer zu übertragen. Es geht nicht um eine Änderung der Auflösung. Die Blackmagic-Karte ist dann in der Lage, diese digitalen Videodaten in der passenden Auflösung und ohne verlustbehaftete Komprimierung (das ist der Clou der Blackmagic-Karte) zu speichern.
Der zweite Weg ist mein Weg. Ich habe einen Hauppauge USB-Live-2. Ich spiele die VHS-Kassette auf meinem SVHS-Gerät ab. Die analogen Videodaten werden mit einem S-Video-Kabel und Audio-Cinch-Kabel an meinen Panasonic DMR-EH65 übertragen. Im Unterschied zur Variante Blackmagic-Karte, werden die analogen Daten aber im DMR-EH65 nicht digitalisiert. Der Zweck des Geräts ist nur eine Stabilisierung des Videosignals. Vom DVD-Player leite ich das immer noch analoge Videosignal an meinen Hauppauge USB-Live-2 weiter. Dieser digitalisiert dann die Videodaten und sendet diese an meinen Computer. Mit VirtualDub 1.9.11 nehme ich diese Daten dann mit der PAL-Auflösung 720x576 interlaced mit einem verlustlosen (lossless) Codec (welcher auch eine Kompression vornimmt, aber eben verlustfrei) auf. Diese Datei kann ich dann nachbearbeiten und im Anschluss zur Archivierung verlustbehaftet komprimieren.
Ich hoffe diese Infos helfen dir ein bisschen. Ich bin immer noch Laie und daher hoffe ich, dass meine Ausführungen soweit korrekt sind. Ich lasse mich aber gerne belehren.
Gruss
Fabian