(Solange ich meine 10 Posts noch nicht vollhab', werden hier erstmal alle Zitate nur mit Gänsefüßchen statt QUOTE markiert.)
Erstmal hallo von einem langjährigen ADVC-Nutzer, der sein Gerät um 2005 gekauft hat. Es wurde ja angefragt, was der ADVC300 mit dem eingebauten TBC so kann. Goldwingfahrer hat mit der Bedienung von der NX-Karte eigentlich so ziemlich 100% die Bedienung vom ADVC verlinkt (nur graphisches Layout sah unter XP immer etwas anders aus). Für die Levels hatte ich nie Verwendung, da ich da eigentlich optisch beim Ergebnis nie Probleme gesehen habe (wahrscheinlich, weil ich damals eigentlich nur 1. Generation VHS und nix von ominösen Amateur-1-Chip-Kameras digitalisiert habe).
Herzstück der ganzen Korrektur vom ADVC 300 sind neben dem beidseitigen TBC (also Eingang *UND* Ausgang) die 2D- und 3D-Filter, die bei Goldwingfathers Screenshot etwas bedienfreundlicher benannt sind. Beim ADVC hießen die räumlichen Filter Luminanz und Chroma, bei der NX offenbar bedienfreundlicher Helligkeitsrauschen und Farbrauschen. Luminanz hatte ich meistens auf Low (ist ja auch der schärfste Kanal und für den optischen Schärfeeindruck am wichtigsten, weshalb man da vorsichtig sein muß), dafür Chroma je nach Ausgangsmaterial auf Medium oder Strong. Der 3D-Filter hieß beim ADVC ganz offiziell Y/C-Trennung und setzt dann noch zusätzlich zeitliches Denoising im ausgewählten Bereich ein: Mid-to-low (Schatten), Mid (Mitten), Mid-to-high (helle Bereiche).
Zusammen mit dem Hardware-TBC wirkte sich das so aus, daß instabiles Bild, Farbsäume vom zu matschigen oder verschobenen Chroma, Dotcrawls, Rainbow swirls und Drop outs für mich damit völlig unbekannt waren (die Restaurationseffekte waren aber auf dem CRT immer deutlicher zu sehen als auf dem PC-Monitor, genau wie bei den MSU-Plugins für VDub). Das einzige, was bei schlimmstem Material noch übrigbleiben konnte, war kaum wahrnehmbares reines Helligkeitsrauschen auf Flächen (kein Flimmern, sondern die einzelnen Rauschpixel unterschieden sich nur in der Helligkeit untereinander, also kein RGB-Noise). Und das schon allein über den FBAS-Cincheingang, denn den Y/C-Eingang habe ich nie richtig zum Laufen gekriegt: Den Videorecorder konnte ich zwar über S-VHS-Kabel anschließen, das Ergebnis war dann aber immer ein schwarzweißes Bild mit grausligem Moire. Der Recorder hat zwar einen S-Video-Ausgang, aber es kommt offenbar kein Y/C da raus, und man kann auch im Menü nichts dergleichen einstellen. Die Hi8-Kamera gibt aber über S-Video-Kabel auch wirklich Y/C aus.
Als Videorecorder nutze ich einen LG-LV4747, Standardeinstellung scharf, um den Rest hat sich dann immer der ADVC gekümmert. Ohne ADVC-Filter: Scharf, aber furchtbar dreckig, mit Filter: Scharf, sauber und trotzdem noch detailreich. Null Jitter, so oder so, aufgrund des ADVC-internen TBCs. Schwarzflackern hatte ich nie, und ich würde sogar merken, wenn nur ein Frame plötzlich schwarz wäre.
Ansonsten hätte ich noch eine Lösung wegen eurer Synchro- und Tonpegelprobleme beim Capturen: Genau wie Y/C bei VHS habe ich nämlich auch den Audioeingang beim ADVC nie zum Laufen gekriegt. Also habe ich ganz einfach den Audiocinchausgang vom Videorecorder direkt mit meiner Soundkarte verbunden und dann das Tool VirtualVCR genommen. Mit VirtualVCR kann man Bild- und Tonquelle separat einstellen und es hat eine A/V-Synch-Funktion, die der von VDub weit überlegen ist (man darf beim Capturen nur kein anderes Programm nebenher laufen haben, dann laufen Bild und Ton doch auseinander, ganz ohne Framedrops). Einziger Nachteil von VirtualVCR: Festplatten, wo noch mehr als 1 TB drauf ist, erkennt das Programm nicht bzw. hält es für voll.
Den Lautstärkepegel regelt man dann ganz einfach über den Windows Mixer. Ich muß den Eingang schon immer äußerst leise stellen, weil der Ton vom Videorecorder extrem laut reinkommt, aber grundsätzlich ohne Verzerrung (außer, ich stelle den Eingangspegel am Mixer zu hoch ein, fragt mich nicht, wieso), weil ich nämlich die Lautstärke eben auch schon am Videorecorder auf Maximum stelle. Der Eingangs-TBC vom ADVC 300 sorgt sogar dafür, daß Bild und Ton nichtmal an den Schnittstellen auseinanderlaufen, wo weißes Rauschen zu sehen ist. Einen Audioversatz bei der Aufnahme gab's nie, obwohl ich den Ton analog abgegriffen habe; offenbar hat der ADVC 300 dem Eingangssignal noch vor der Umwandlung immer einen diskreten Timestempel verpaßt, der dann von VirtualVCR genutzt wurde. Dann wird während des Capturens ein Versatz angezeigt, der aber von VirtualVCR beim Schreiben in die Datei korrigiert wird.
Leider ist mir der ADVC vor rund zwei Jahren kaputtegegangen und man kriegt ihn überhaupt nicht mehr. Man kriegt höchstens noch statt des 300er den 110er ohne TBC und Restaurationsmöglichkeiten. Seitdem capture ich keine VHSsen mehr, aber der Thread hier macht mir wieder Hoffnung, mit dem Panasonic laut der Beispiele vom Reinigungsergebnis her in diesem Thread annähernd eine vergleichbare Quali wie mit dem guten alten ADVC 300 zu erzielen. (Eine NX wäre mir für einen halben Tausender erstmal zu teuer, zumal ich die Kompatibilität zu meinem unmittelbar gleichzeitig als Neukauf angesteuerten Gerät nicht kenne.) 704 Pixel juckt mich wenig, zumal ich auch nur über den Y/C-Ausgang capturen werde (gegens Helligkeitspumpen werden ich dann einen SCART-S-VHS-Adapter nehmen), da sind mir die Restaurationsmöglichkeiten vom Panasonic viel wichtiger. Da der 110er auch keinen TBC hat, entstehen jetzt bei Schnittstellen mit Bildschnee die oben beschriebene Synchroprobleme, sogar mit VirtualVCR, und auch bei Digitalisierung von Hi8. Und deshalb kann ich jetzt auch nichtmehr beim blauen: "Testbild" vom LG-Recorder schon die Aufnahme starten, sondern erst, wenn das Bild schon läuft. Und natürlich habe ich jetzt auch furchtbare Farbsäume, wenn ich mir einfach nur das blaue Testbild vom Videorecorder ankucke, die bei Texteinblendungen ("Play", "Stop", TC usw.) sichtbar sind, um die sich der 300er früher auch gekümmert hat.
Hi8 capture ich noch, weil ich das mit so ziemlich der letzten Hi8-Kamera mache, die ca. 2003 auf den Markt gekommen ist und die diese ganzen Restaurationsmöglichkeiten samt eingebautem Hardware-TBC standardmäßig aufweist (ist aber eindeutig keine Digital8, also nur analoge Ausgänge): Die Samsung VP-L900. Damit sehen Hi8-Videos über die Y/C-Ausgabe schon wie DV aus: Keine Farbsäume, keinerlei Rauschen, extrem scharfes, stabiles und detailreiches Bild usw. Das ist eine Qualität, die ich bei Hi8-Bändern, die mit anderen Kameras auf VHS überspielt wurden, nichtmal mit dem ADVC rausholen könnte.
Nur das Tracking macht mir bei der Samsung hin und wieder Probleme, und zum Spulen muß ich eine andere Kamera nehmen, weil der Antriebsmechanismus zum Spulen offenbar nicht mehr recht will und dann immer wieder Bandsalat produziert. Um das Synchroproblem ohne TBC am ADVC 110 zu lösen, stoppe ich die Aufnahme bei der ersten Einstellung der nächsten Szene, spule dann in der anderen Kamera zurück, spiele wieder ab und nehme ab der ersten Einstellung wieder auf, so daß ich optisch und akustisch genug Fleisch und Referenzmaterial zum Schneiden und Tonverschieben habe. Solange ich erst nach Ende des Schnees wieder auf Aufnahme drücke, habe ich dann auch keinen A/V-Versatz mehr.
Was Gubel, der offenbar auch freiwillig mit Billigsticks direkt in MPEG capturet (oder wo die Sticks zumindest dieses als internes Format verwenden) bzw. offenbar auch keine Probleme damit gehabt hätte, wenn der Panasonic nur MPEG-2 auf interne DVD gebrannt hätte (und dem massive Dotcrawls offenbar weniger auffallen als Zeilenauflösung FBAS kontra Y/C), gegen DV hat, kapiere ich jedenfalls nicht. Das war in sämtlichen mehrjährigen Ausbildungen (SAE und Mediengestalter Bild/Ton), die ich bis Ende 2012 gemacht habe, bisher immer *DER* digitale Standard für SD, neben vielleicht noch Digibeta. Auch in sämtlichen Praktika haben wir bei SD *IMMER* und ausschließlich mit DV gearbeitet (Videorestauration für einen Musikvideosender, Videoproduktion für Imagefilme und Schmalfilmabtastung, bei letzterer war nur die Ausgabe für den Endkunden auf Wunsch optional als MPEG möglich). Auch bis heute capture ich immer in DV und arbeite auch in Premiere Pro mit DV.
Was Goldwingfahrer über 4:2:0 meinte, ist ja eh nur relevant, wenn man verrutschtes Chroma korrigieren will. Aber das macht ja entweder der ADVC 300 schon selber über die korrekte interne Y/C-Trennung vor der Umwandlung, oder es ist garnicht nötig, wenn man über S-VHS in den ADVC 300 reingeht. Zumal das Verrutschen eigentlich erst ab der 2. oder 3. Kopiengeneration auftritt. Darüberhinaus sagt die englische Wikipedia auch im Artikel Chroma subsampling aus, daß 4:2:0 besser zu PAL und vor allem SECAM paßt als das NTSC-Farbschema 4:2:2, was offenbar damit zu tun hat, daß PAL die Abweichungen nicht wie NTSC auffällig in den Farbton leitet (daher: "Never The Same Color"), sondern in die unauffälligere Sättigung. Darum ist bei NTSC das genauere 4:2:2 nötig, bei PAL nur 4:2:0, und es gibt auch nur extrem wenige Codecs für PAL, die im 4:2:2-Farbraum arbeiten.
Ansonsten habe ich das starke Gefühl, daß ihr die einfache Tatsache, daß Rot bei PAL ganz einfach die geringste Bandbreite in MHz alias Bildpunktauflösung hat, für einen Defekt von DV haltet. Das ist von Walter Bruch von Anfang an so konzipiert worden, weil das menschliche Auge Rot sowieso am schlechtesten auflöst, weshalb Bruch seine TV-Röhre so gebastelt hat, daß sie auf den Rotkanal nochmal einen extra starken Weichzeichner legt. Deshalb sehen wir heute im Videoschnitt auf dem PC-Monitor, der ja RGB anzeigt, bei roten Kanten, Ecken usw. furchtbar pixelige Abstufungen, und gleich daneben auf der Kontrollröhre sieht man rein garnichts davon. Und was ihr da sonst noch für angebliche DV-Artefakte seht, hat ja auch Rübezahl bei seinen Aufnahmen noch nie zu Gesicht bekommen.
Und nochmal an Goldwingfahrer: Die ADVCs (300 oder 110) sind rein theoretisch Echtzeitkarten, auch wenn das Bild ca. eine halbe Sekunde versetzt kommt. Da gibt's aber einen ganz einfachen Workaround: In Premiere Pro auf der Timeline zweimal J drücken für doppelte Rückwärtsgeschwindigkeit, und dann direkt aus dem Rückwärtslauf auf die Leertaste hauen zum normalen Abspielen, und ZACK!, hat man mit den ADVC-Boxen lippensynchrone Bild- und Tonausgabe. Klappt in ungefähr 80% der Fälle, und wenn's nicht beim erstenmal klappt, einfach nochmal probieren, und spätestens beim drittenmal hat's der Rechner verstanden, was er machen soll.
Und ich bin noch jemand, der optisch vor allem mit dem XP-Design ("Windows - klassisch") was anfangen kann. Mein Windows7 habe ich auch darauf umgestellt. Zu den Geräten mit dem Apfel: Die gehen eigentlich, wenn Intel drin ist und man per BootCamp Windows draufspielt...