Hier mal ein kleiner Testbericht zu dem Panasonic NV-HS930 geschrieben von Volker Schauff der hier im Board kein Unbekannter ist. Da ich gerade die Link-Adresse zu seiner Seite auf Archive.org nicht im Kopf habe und ich sie ja eh schon einmal verlinkt habe hier im Forum, nun nur ein Auszug daraus:
NV-HS930 Videorecorder von Panasonic, einen damals 450 Euro teuren Blender, dessen Macken erst im Laufe des laufenden Einsatzes zu Trage traten.
Der S-VHS Rekorder its mit allem ausgesattet, was Standard ist. Der analoge Tuner für terrestrischen und Kabelempfang, zwei Scart-Anschlüsse und separate S-Video, Composite und Audio Ausgänge. Eine Uhr zur Timer-Programmierung ist genauso vorhanden, wie der Langzeit-Aufnahmemodus Longplay, und sogar der mit 3-facher Aufnahmezeit noch bessere Extended Play Modus.
Als Schnittfunktionen bietet der Rekorder Insert-Schnitt, Nachvertonung (leider ohne Mikrofon-Buchse) auf der Längsspur und Schnittsteuerung per Panasonic 5-Pin Edit und Control-L an. Allerdings ist mit dem 6-Kopf Gerät ohne fliegenden Löschkopf kein wirklich sauberer Insert-Schnitt möglich. Die nachvertonte Längsspur lässt sich gemischt oder separat von den HiFi-Spuren wiedergeben. Der Ton lässt sich über das OSD einpegeln, das auch die VU-Meter dafür anzeigt. Exotische Besonderheit hierbei: Ob Hifi, Normalton oder Mischton aus Hifi und Normalspur wiedergegeben wird, entscheidet man schlecht erreichbar versteckt in einem Optionsmenü. Unabhängig davon kann man aber per Fernbedienung schalten, ob von dem Hifi-Ton nur der linke (links ausgangsseitig auf links und rechts), nur der rechte (rechts ausgangsseitig auf links und rechts) oder beide Kanäle (Stereo wiedergegeben werden sollen. Somit lassen sich sogar Konstellationen wie Normalton plus linkem Hifi-Ton wiedergeben, z.B. wenn der rechte Hifi-Kanal auf dem Band beschädigt oder nicht bespielt (z.B. Kabel steckte nicht richtig drin) ist. Das können nicht viele Rekorder.
Zur Verbesserung der Bildqualität bietet das Gerät einen digitalen Timebase Corrector und eine digitale Rauschunterdrückung. Die Aufnahmequalität auf VHS-Kassetten lässt sich zumindest theoretisch durch den Einsatz des vom Rekorder angebotenen S-VHS ET Modus verbessern. S-VHS ET bedeutet S-VHS Aufnahme auf VHS-Bändern. Leider funktioniert das ganze nicht wirklich gut. Im Gegensatz zu den JVC-Geräten, die dank der Bandeinmessung B.E.S.T. auf hochwertigen VHS-Bändern tatsächlich S-VHS Qualität erreichen, wird die Qualität beim Panasonic nicht merklich besser, teilweise sogar drastisch schlechter. Offenbar versagt Panasonics Bandeinmessung CVC-Super hier total. Diese lässt sich, im Gegensatz zu anderen Bandeinmessungen wie JVCs B.E.S.T. und Akais IHQ, auch nicht abschalten. Weiteres Ärgernis: S-VHS ET, das sich beim besten Willen nicht für jedes Band eignet, beim Panasonic sogar noch weniger als bei JVC, und zudem auch noch das Band sehr stark beansprucht und somit nichts zur Verbesserung der Bildqualität beim zeitversetzten Fernsehen ist, lässt sich nicht wie bei JVC über einen Knopf am Gerät abschalten, sondern muss mühevoll in den Tiefen der Setup-Menü-Hierarchie aktiviert bzw. deaktiviert werden.
Eine weitere "tolle Komfortfuntkion" des Rekorders ist die Tape Library, die um die 30 Bänder (je nachdem, wieviel darauf aufgenommen wurde, auch die Gesamteinträge sind beschränkt) fasst. Ist diese voll, nervt der Rekorder permanent per OSD mit Meldungen, die Library wäre voll, oder bei Bändern, die er nicht kennt (die Tape Library ID wird in die Index-Marke am Anfang des Bandes hereingeschrieben und ist somit auch nur bei komplett zurückgespulten Bändern lesbar), dass das Band eben unbekannt ist.
Bild- und Tonqualität:
Die Bildqualität ist nicht gerade die Stärke des Rekorders. Aufnahmen gelingen eigentlich sogar ganz gut. Scharf, rauscharm und mit korrekten Farben. Sofern man sie auf einem anderen Rekorder wiedergibt. Das ganze gilt nur für VHS und S-VHS, nicht aber für S-VHS ET. Das bleibt hinter den Erwartungen zurück und führt auf vielen Bändern sogar zu einer starken Verschlechterung der Bildqualität. Longplay ist auf VHS kaum zu gebrauchen, auf S-VHS ist eine Bildverschlechterung allerdings nahezu garnicht zu sehen. Der EP-Modus ist, egal ob auf VHS oder S-VHS, nur zum zeitversetzten Fernsehen und keinesfalls zum Archivieren geeignet, und selbst zum zeitversetzten Fernsehen taugt er nur auf S-VHS-Bändern, und dann auch nur, wenn man in Sachen Qualität recht schmerzfrei ist.
Die Wiedergabe des Rekorders ist hingegen grundsätzlich kaum zu gebrauchen. Das Bild ist zwar rauscharm, sodass die digitale Rauschunterdrückung kaum noch was bis garnichts mehr zu tun hat, aber das war es auch schon an positiven Punkten. Das Bild ist recht unscharf. Selbst der Bildmodus "scharf" ist nicht wirklich scharf und in Soft wird es noch unschärfer. Die Automatik wählt meist scharf vor. Einen verlustlosen Kopiermodus namens Edit oder Tape-Dub gibt es nicht. Zwar bietet das Menü einen Punkt namens Edit an, der ist aber nicht auf den Bildmodus bezogen, sondern auf einen Zwei-Rekorder-Verbund mit Edit-Link (5-Pin Edit Buchse). Das wohl größte Manko der Bildqualität ist wohl die Farbgebung. Die Wiedergabe ist zu dunkel, die Farben sind grünstichig. Das tritt bei allen Bändern auf, bei manchen mehr, bei manchen weniger stark. Wer einen solchen Rekorder besitzt und das nicht glauben mag: Am TV fällt der Effekt auch kaum auf, am PC beim digitalisieren von VHS-Bändern jedoch schon deutlich stärker. Testen kann man das ganze, indem man bewusst schwarz-weiß aufnimmt, z.B. indem man den Scart-Eingang des Rekorders auf Composite stellt, den Scart-Ausgangs des Zuspielers, wie einem Sat-Receiver, jedoch auf S-Video. Das so entstandene S/W-Bild ist garantiert absolut reinweiß ohne Farbdifferenzen. Mit diesem Rekorder aufnehmen, wiedergeben und auf dem PC digitalisieren. Ein Blick auf die RGB-Einzelhistogramme zeigt dann die nackte und grausame Wahrheit. Noch schlimmer wird das Farbproblem, wenn man den Timebase Corrector und die digitale Rauschunterdrückung aktiviert. Zwar ansich sehr gute Komponenten, der TBC bügelt selbst verbogenste Bildränder wieder gerade und biegt dabei sogar schon Phase-Shifts in der PAL-Farbphase einzelner in der Phase verrutschter Zeilen wieder gerade, und die digitale Rauschunterdrückung arbeitet zwar nicht sonderlich effektiv, aber ohne jede Schlieren oder Unschärfe, aktiviert man aber den TBC (TBC und DNR lassen sich unabhängig voneinander nutzen) wird das Bild noch mal ein Eck dunkler und dunkle Farben saufen im Superschwarz ab.
Die Tonqualität ist sowohl auf Linearton alsauch auf HiFi ordentlich, allerdings darf man dem NV-HS930 durchaus vorwerfen, recht basslastig zu sein. Das ist recht typisch für Panasonic.
Ein interessantes Detail zwischen positiv und belanglos: Der TBC stabilisiert sogar den bei VHS typischen Störstreifen am unteren Bildrand, der nur am PC und nicht am Fernseher (da im Overscan liegend) zu sehen ist. Der ist zwar je nach Band ein paar Zeilen größer als bei anderen VHS-Geräten, und sieht auch stabilisiert immer noch nicht wirklich schön aus, deckt man ihn aber nicht ab, z.B. weil man direkt nach MPEG2 (MPEG2-USB-Gerät oder Standalone DVD-Rekorder) sind sie wenigstens etwas stabiler und machen nicht mehr so viel unnötige Bewegung im Bild aus.
Der Grünstich war übrigens kein Defekt meines Rekorders, sondern ließ sich unabhängig noch an weiteren Geräten vom Typ NV-HS930 sowie an dem Nachfolgermodell NV-SV121 einwandfrei reproduzieren. Der NV-SV121 war zudem noch mal deutlich unschärfer, hat dafür aber auch noch mehr gerauscht als der HS930. Der Panasonic-Service prüfte besagten NV-SV121 sogar mehrfach und befand Rauschen, Unschärfe und Grünstich allesamt als normal und innerhalb der Spezifikationen.
Technische Daten Panasonic NV-HS930EG:
[Blockierte Grafik: https://web.archive.org/web/20071230100823im_/http://www.volker-schauff.de/techblog/uploads/Vorstellungen/_Systemlogos/SVHS-neu.jpg]- Gerätetyp: S-VHS, HQ, Hifi-Stereo, VHS-kompatibel, beherrscht S-VHS ET (S-VHS auf VHS-Bändern) in Aufnahme und Wiedergabe, 6-Kopf (4 DA-Heads)
- Videoköpfe: 4 Videoköpfe in Form von 2 rotierenden Doppel-Azimuth-Köpfen, Schrägspuraufzeichnung
- Audioköpfe: 2 rotierende Audioköpfe, Schrägspuraufzeichnung, Hifi-Stereo, 1 stehender Audiokopf, Längsspuraufzeichnung, Mono
- Löschköpfe: 1 stehender Löschkopf
- Bild-Aufzeichnungsverfahren: 2-Kopf Helical Scan mit herabgesetztem Farbträger (Colour Under), FM-Moduliert, Auflösung >250 Linien (VHS), >400 Linien (S-VHS)
- Ton-Aufzeichnungsverfahren (HiFi): 2-Kopf Helical Scan, FM-Moduliert, Frequenzbereich 20-20000Hz, Stereo
- Ton-Aufzeichnungsverfahren (Normal): Lineare Ton-Aufzeichnung, Frequenzbereich 100-10000Hz, Mono
- Deck-Hersteller: Panasonic
- Deck-Bezeichnungen und Codes: "Z-Deck"/"Z-Mechanism" (Panasonic), vermutlich "PAN 24" (Erdiba-Ersatzteilliste)
- Deckmotoren: Einmotoriges Deck mit Hilfsmotoren: Capstan-Motor (Capstan, beide Wickelteller), Lademotor (Laden und Fädeln), Trommelmotor (Kopftrommel)
- Fädelmechanismus: M-Load (klassischer Bandweg, Full-Loader)
- Zählwerk: Echtzeit, sekundengenau über Audio-Control Impulse, Restzeit minutengenau über Verhältnis der Wickeldrehzahlen und geschätzte Kassettenlauflänge
- Tracking: Digitales Auto-Tracking mit manueller Eingriffmöglichkeit und Bandeinmessung CVC-Super (Crystal View Control)
- Analoge Bildaufbereitung: Per CVC-Super eingemessener HQ-Schaltkreis (HQ an sich ist Standard bei nahezu jedem Gerät seit Mitte der 80er)
- Digitale Bildaufbereitung: Digitaler Timebase Corrector, digitale 3D-Rauschunterdrückung (3D-DNR)
- Tonaufbereitung: DBX-ähnlicher Compander für HiFi-Ton (Standard bei VHS-HiFi)
- Videostandards: PAL, MESECAM, NTSC-Playback on PAL-TV (PAL60)
- Bandgeschwindigkeiten: SP (Standard Play), LP (Longplay, 2x Spielzeit), EP/SLP (Extended Play/Super Longplay, 3x Spielzeit)
- Besonderheiten: Digitaler Vollbild-TBC und digitale Rauschunterdrückung. Control-L und 5-Pin Schnittkontrolle