Heute erschien endlich der neue DivX-5.1-Codec.
Natürlich habe ich mich gleich daran gemacht, diesen nach etlichen Alpha- und Betaversionen lange erwarteten Codec einmal zu Testen, um zu sehen, ob die großangekündigten "Verbesserungen" tatsächlich etwas bringen.
Dazu habe ich ihn mit dem Vorgänger 5.0.5 als auch mit XviD verglichen.
Zunächst einmal meine Systemkonfiguration, damit ihr euch von den nachfolgenden Daten ein Bild machen könnt:
Prozessor: P4-Williamette 1,5 GHz, 400 MHz FSB
Speicher: 512 MB SD-RAM PC 133
Festplatte: 80 GB, 7200 Upm
BS: Windows XP SP1 Home Edition
Wie ihr seht, ist das System nicht gerade auf dem allerneuesten Stand, aber immer noch von durchschnittlicher Geschwindigkeit.
Als Programm zum Umwandeln nahm ich natürlich (wie immer) VirtualDubMod.
Die Auflösung des umzuwandelnden Filmes betrug 720x304 Bildpunkte (Widescreen 2,35:1).
Die Einstellungen der Codecs (jeweils 2-Pass-Verfahren):
DIVX 5.0.5 PRO:
Bitrate: 2000kbit
Psychovisuell Enhancement: Light
Bidirectional Encoding: On
Performance/Quality: Slowest
Max. Keyframe-Intervall: 250
Alle anderen Optionen: deaktiviert
DIVX 5.1 PRO:
Bitrate: 2000kbit
Psychovisuell Enhancement: Slow
Bidirectional Encoding: On
Performance/Quality: alle 4 Stufen ausgetestet
Max. Keyframe-Intervall: 250
Alle anderen Optionen: deaktiviert
XVID MPEG-4-Codec:
GLOBAL SETTINGS:
Bitrate: entsprechend 2000kbit
Motion Search Precision: 6-Ultra High
Quantization Type: MPEG
FourCC Code: XVID
VHQ-Mode: 1-Mode Decision
Max. I-Frame-Intervall: 250
Min. I-Frame-Intervall: 1
Use chroma motion: On
QUANTIZATION:
Min. Quantizer: je 1
Max. Quantizer: je 16
DEBUG:
Chroma optimizer: On
Alle anderen Settings habe ich von den Default Settings übernommen.
Als Erstes gehe ich einmal auf die durchschnittlichen Enkodiergeschwindigkeiten auf meinem System ein und habe diese für das 2-Pass-Verfahren für einen 90 minütigen Film hochgerechnet:
DivX 5.0.5: 15,3 fps (90 min. = 4,9h)
DivX 5.1 Performance/Quality „Fastest“: 9,3 fps (90 min = 8,1h)
DivX 5.1 Performance/Quality „Standard“: 8,6 fps (90 min = 8,7h)
DivX 5.1 Performance/Quality „Slow“: 3,9 fps (90 min = 19,2h)
DivX 5.1 Performance/Quality „Slowest“: 2,2 fps (90 min = 34,1h)!
XviD: 12,6 fps (90 min = 6h)
Wie ihr sehen könnt, ist der neue Codec deutlich langsamer als der Vorgänger oder XviD.
Die „Fastest“ Einstellung ist im Vergleich bereits unendlich lahm und bietet eine absolut indiskutable Bildqualität!
Zwar merkt man bereits hier, dass die neue Version des DivX-Codecs an Bildschärfe zugelegt und in dieser Beziehung schon fast zum XviD-Codec aufgeholt hat, aber schon bei geringen Bewegungen zeigen sich im Bild horizontale Streifen und unendlich viele Unsauberkeiten.
Bei schnellen Bewegungen reiht sich dann ein Klötzchen ans andere.
Kurz gesagt: der „Fastest“-Modus ist unbrauchbar!
Die neue Stufe „Standard“ soll laut der offiziellen DivX-Homepage qualitativ der Stufe „Slowest“ des 5.0.5ers entsprechen.
Das konnte ich jedoch nicht nachvollziehen!
Abgesehen davon, dass sie nur noch fast halb so schnell ist, zeigten sich hier auf statischem Hintergrund zum Teil auch starke Artefakte!
An scharfen Kanten bildete sich ein leichtes und DivX-untypisches Flimmern.
Bei schnellen Bewegungen konnte ich zudem einige „Schlieren“ erkennen.
Der „Slow“-Modus ist angeblich völlig neu und soll durch einen neuen Berechnungsmodus den „Standard“-Modus übertreffen.
Das tut er auch, keine Frage.
Aber für den erheblichen Mehraufwand an Zeit hätte ich mehr Zugewinn an Qualität erwartet!
Im Grunde entspricht dieser Modus von der Bildqualität in etwa dem alten „Slowest“-Modus des DivX 5.0.5ers und dem XviD-Codec!
Warum er aber gleich 3-4 mal so lange braucht, um die gleiche Bildqualität zu erzeugen ist mir ein Rätsel...
Hier sieht man aber schon deutlich, dass der 5.1er an Detailschärfe zugelegt hat und einen etwas ruhigeren Hintergrund zeichnet.
Allerdings zeigt er dafür auch ein minimales Bildrauschen, was es beim Vorgänger nicht gab. Deshalb hier ein Patt zwischen alt und neu.
Der „Slowest“-Modus ist ebenfalls völlig neu und soll laut DivX-Homepage nur dann eingesetzt werden, wenn man einen sehr schnellen PC hat oder die Bildqualität an oberster Stelle steht.
Kein Wunder, bei einer Enkodiergeschwindigkeit von geradezu lächerlichen 2,2 fps!
Damit ist der neue DivX-Codec der lahmste Codec, der mir je begegnete!
Ich hätte nie gedacht, dass es noch langsamer geht als mit Microsofts Schneckencodec Windows Media Video 9 VCM (im Schnitt 5,4 fps bei auf Qualität optimierten Einstellungen)!
Was die Bildqualität angeht, kann ich diesen Modus aber wirklich wärmstens empfehlen!
Alle Achtung:
Ein derart sauberes und stabiles Bild habe ich bislang noch bei keinem MPEG-4-Codec gesehen!
Zwar hat der XviD-Codec (aber nur mit Quantization Type MPEG!) im direkten Vergleich immer noch das schärfere Bild, ist dafür aber etwas verrauscht und wirkt geradezu wacklig!
Dem alten DivX 5.0.5er übertrifft der neue 5.1er mit dieser Einstellung auf jeden Fall!
Nur, zu welchem Preis?
Will man auf das Enkodieren eines 2 Stundenfilmes wirklich knapp 48 Stunden warten?
Die „Psychovisuell Enhancement“-Einstellungen wurden auf „Fast“ und „Slow“ reduziert und sind mit den alten Einstellungen nicht mehr vergleichbar.
Da ich beim Enkodieren weder einen Geschwindigkeits- noch einen Qualitätsunterschied bemerkt habe, habe ich den Test mit der Einstellung „Slow“ vorgenommen.
Schaltet man diese Funktion und das „Bidirectional Encoding“ ganz ab, wird der Codec rund 20% schneller!
Abschalten würde ich aber zumindest „Psychovisuell Enhancement“ nicht!
Tut man das, kehrt der 5.1er zu einer Untugend des Vorgängers zurück:
Statischer Hintergrund gerät ins „Schwimmen“ (es sieht dann fast so aus, als seien zwei Bilder übereinander, die sich ständig leicht in entgegengesetzter Richtung bewegen).
Zwar ist dieses Phänomen auch mit „Psychovisuell Enhancement“ beim neuen 5.1er zu erkennen, aber wesentlich weniger ausgeprägt!
Und auch „Bidirectional Encoding“ würde ich zumindest bei niedrigen Bitraten immer aktiviert lassen!
Wer auf Kompatibilität wert legt, der sollte auch weiterhin auf GMC und QPel verzichten, zumal ein Zuwachs an Bildqualität - zumindest bei der Bitrate von 2000kbit - nicht festgestellt wurde.
An den „Pre-Processing“-Einstellungen konnte ich zum Vorgänger keine Änderungen feststellen, also gilt hier auch weiterhin: Finger weg!
Sehr gut hat mir die neue GUI gefallen, die etwas übersichtlicher ausfällt als die alte.
Nur, was hat DivX mit Ufos und einer Kuh zu tun? Soll das etwa ein dezenter Hinweis darauf sein, dass es wahrscheinlicher ist, von einer aus einem Ufo herabstürzenden Kuh erschlagen zu werden, als einen Film mit DivX 5.1 in Spitzenqualität in weniger als 24 Stunden zu enkodieren?!? Oder soll man für die Zeit während des Enkodierens einen Kurzurlaub auf dem Bauernhof einplanen?!?
Auch gut finde ich den neuen Decoder. Der hat jetzt wenigstens endlich eine Automatik fürs Post-Processing und man kann das Ringing über einen eigenen Schieberegler filtern. Außerdem kommt der neue Decoder sehr gut mit DivX 3 zurecht, was bisher immer etwas problematisch war (zumindest bei mir).
Noch besser gefällt mir allerdings das „Feedback Window“, welches aufklappt, sobald der Enkodier-Prozess startet und den interessierten User mit allerhand nützlicher Info’s erfreut.
Außerdem hat man hier eine Real-Time-Vorschau und kann jedes einzelne Frame schon beim Enkodieren kontrollieren.
Dazu hat man ja – dank der lahmen Vorstellung des 5.1ers - auch genügend Zeit!
FAZIT:
Da der neue DivX 5.1 Codec einzig und allein im „Slowest“-Modus wirkliche Vorteile (die aber gewaltig) gegenüber XviD oder DivX 5.0.5 hat, ist er vor allem für diejenigen interessant, die einen ultraschnellen PC ihr Eigen nennen oder die schon immer mal wissen wollten, zu was MPEG-4 fähig ist.
Für alle anderen gilt: Bleibt beim dem, was ihr habt!
Natürlich würden mich auch eure Erfahrungen interessieren, vor allem von denjenigen mit einem schnelleren PC, also her mit den Postings!