hi harald66,
1. unsere wirtschaftsform ist die soziale marktwirtschaft
dies mag man angesichts der politik von "genosse der bosse" schröder zwar kaum glauben, aber Artikel 14 II und Artikel 20 I Grundgesetz sagen noch nix anderes...
Die Politik ist somit verpflichtet, im Rahmen des Sozialauftrags finanziell schwächeren zu helfen und dafür regulierend den reinen Kapitalismus zu beschränken.
Fraglich ist bei deiner Theorie - der ich im übrigen zustimme - wer den längeren Atem hat: der Kunde, der etwas unbedingt haben will, weil das Marketing für das Produkt so geil war, ist ja scheinbar immer noch nicht in der lage, seine Kohle zurückzuhalten, bis die Preise nach unten gehen... Filesharer/ Raubkopierer schmälern den gewinn, aber es scheint ja immer noch ein einträgliches Geschäft zu sein, sonst würde es ja keiner machen.
Sollte sich "König Kunde" doch tatsächlich lobbymäßg so stark formieren können, wie die Industrie, bleibt natürlich die Frage, wie lange der "Feind" durchhält. Kauft keiner mehr was, so wird das mittelfristig ersteinmal dazu führen, dass die kleinen Labels sterben und von den Medienriesen geschluckt werden, denn da hält das Kohlepolster dank der fetten Jahre seit Erfindung der LP ziemlich lang.
Filesharing ist der faule kompromiss des "Kunden" zwischen Boykott der Konzerne und das Produkt doch haben wollen. Das ist Wasser auf die Mühlen der Industrie um Gesetzesverschärfungen zu erlangen; sie bieten ja ein begehrtes Produkt, das damit - getreu deiner Theorie - seinen hohen Preis im Laden wert ist.
Gabe es keine p2p oder CD2CD-R, so wären die preise zwangsläufig im Keller, weil es keine Ausrede für die Industrie gibt.
würde man alle kopierten / gesaugten Materialien gleichsetzen mit dem Preis, den man regulär als Industrie dafür bekommen hätte, so gibt das IMHO eine Summe, die unser Bruttosozialprodukt nie als frei verfügbarer Geldanteil eines Haushalts/Taschengeldes neben Lebenshaltungskosten hergegeben hat und nie wird.
Es ist also ebenso mathematisch beweisbar, wie die Rückgängigen Umsätze der Industrie, dass nicht jedes getauschte Stück Musik auch tatsächlich verkauft worden wäre.
Die Wahrheit liegt also - wie so oft - irgendwo in der Mitte.
2. parlamentarische demokratie
tja, da wären wir wieder beim lobbyismus; wer sich am besten organisiert, schmiert und am lautesten schreit, der bekommt die gesetze, die ihm nützen.
wie funktioniert denn unsere (und andere) Demokratie? Man wählt einen Volksvertreter, der einen zuvor mit einem wahlprogramm überzeugt hat (ob er/sie sich später an sein programm hält ist was anderes). Leider ist das Leben zu komplex, als dass man sich mit 2 Kreuzen für die nächsten 4 jahre alle themen - von der Umwelt bis zur Rentenpolitik - sagen kann "Falls es so und so kommt, dann mochte ich ein gesetz, dass das ganze so und so entscheidet".
Volksentscheide sind ja auch nicht gewünscht; das Volk ist ja in der Meinung der Politiker auch zu dumm, als dass man bei einem Streit mehrere varianten eines gesetzes vorlegt und dann darüber abgestimmt wird, wie das Problem gelöst werden soll. So was schafft zwar in kleinerem Rahmen jeder Marktforscher, durch Umfragen herauszubekommen, ob diese oder jene Fertiggerichtrezeptur die durchschnittlich leckerste ist und künftig produziert werden soll, aber die Politik schafft so was nicht...
3. Eigentumsschutz
Gretchenfrage ist natürlich wer das stärkere Recht hat, sein Eigen zu schützen. Die Industrie vor unerlaubter verbreitung, oder der Kunde seine legal gekauften DVD vor Kinderhänden? Die Antwort haben ja wohl die jüngsten Gesetze gegeben....
4. Marketingfehler?
Das Marketing ist doch famos; die Leute wollen doch mehr, als sie sich leisten können, daher auch das blühende filesharing.
dummerweise fühlt sich der kunde verarscht, weil er mittlererweile weiss, dass eine original CD / DVD nix mehr in der produktion kostet und 99,99% des Kaufpreises für Studio, Künstler, Rechteverwerter draufgehen.
Sieht man auf die gute alte schwarze LP oder VHS-Cassete, da kam die Industrie mit dem halben Verkaufspreis gegenüber dem digitalen Datenträger aus. vor 20 Jahren hieß es, dass die Produktionskosten des neuen Mediums AudioCD wegen mangelnder playerverbreitung nur in kleine Stückzahlen gefertigt werden und die Produktionskosten immens seien.
Heute können die presswerke im milisekundentakt die dinger rausrotzen, venyl ist tot und die CD kostet immer noch so viel wie damals. Okay, sie ist proportional zur Inflationsrate billiger geworden..., aber das hat der Euro dann auch wieder angepasst.
5. gewerbliche raubkopierer
die sind hierzulande doch kaum ein problem. Ich kenne jedenfalls keine straßenmärkte mit geschickt oder offensichtlich gefälschter markenware, CD/ DVD, wie z.B. in der Türkei oder in Thailand. einzige kenntnis, dass es doch den einen oder anderen im ländle gibt/gab, der sich mit dem freiblasen von PayTV ne goldenen nase verdiente.
ja, angeblich sind die deutschen weltmeister im saugen, aber geld nimmt doch kaum einer, oder kenn ich einfach nicht die richtigen ecken der stadt bzw. des www? Esel kost´nix und sonst heisst´s doch nur "Gib mal nen Rohling rüber"...
die industrie hat es jedenfalls geschafft (mehr oder weniger, weil das UrhG doch noch sehr lückig ist), den privatmenschen mit seiner kopie zu illegalisieren, weil hier in deutschland genau da die großen verluste sind.
Auch vor der Novelle des UrhG war es illegal, an der straßenecke seine rohlinge mit kopiertem material zu verhökern.... und genau das war bisher so ziemlich überall auf der welt das ziel von nationalen urheberrechts- und patentgesetzen; es soll kein kommerzieller schindluder mit fremden geistigen eigentum gemacht werden, aber das geschütze werk soll auch in gewissen rahmen zum wohle aller gebraucht werden, so daß der rechteinhaber nicht alles verbieten kann, was mit seinem werk geschieht. Gerade deshalb gibt es ja diese langen gesetzestexte, die versuchen einen gerechten interessenausgleich zwischen Autor, Käufer und Allgemeinheit herzustellen, denn sonst hätte man kurzerhand den paragraphen für diebstahl im strafgesetzbuch ändern müssen "Diebstahl ist nicht nur die unerlaubte Wegnahme eines Gegenstandes, sondern auch die Vervielfältigung nicht körperlicher geistiger Werke, wie z.B. Musik, Video und Software auf Datenträgern aller Art entgegen den Lizenzbestimmungen, weil dies einem Griff in die Kasse des Rechteinhabers gleichkommt" und fertig ist der lack!