Erstmal hallo von einem langjährigen ADVC-Nutzer, der sein Gerät 2006 gekauft hat. Es wurde ja angefragt, was der ADVC300 mit dem eingebauten TBC so kann. Goldwingfahrer hat mit der Bedienung von der NX-Karte eigentlich so ziemlich 100% die Bedienung vom ADVC verlinkt (nur graphisches Layout sah unter XP immer etwas anders aus). Für die Levels hatte ich nie Verwendung, da ich da eigentlich optisch beim Ergebnis nie Probleme gesehen habe (wahrscheinlich, weil ich damals eigentlich nur 1. Generation VHS und nix von ominösen Amateur-1-Chip-Kameras digitalisiert habe).
Herzstück der ganzen Korrektur vom ADVC 300 sind neben dem beidseitigen TBC (also Eingang *UND* Ausgang) die 2D- und 3D-Filter, die bei Goldwingfathers Screenshot etwas bedienfreundlicher benannt sind. Beim ADVC hießen die räumlichen Filter Luminanz und Chroma, bei der NX offenbar bedienfreundlicher Helligkeitsrauschen und Farbrauschen. Luminanz hatte ich meistens auf Low (ist ja auch der schärfste Kanal und für den optischen Schärfeeindruck am wichtigsten, weshalb man da vorsichtig sein muß), dafür Chroma je nach Ausgangsmaterial auf Medium oder Strong. Der 3D-Filter hieß beim ADVC ganz offiziell Y/C-Trennung und setzt dann noch zusätzlich zeitliches Denoising im ausgewählten Bereich ein: Mid-to-low (Schatten), Mid (Mitten), Mid-to-high (helle Bereiche).
Zusammen mit dem Hardware-TBC wirkte sich das so aus, daß instabiles Bild, Farbsäume vom zu matschigen oder verschobenen Chroma, Dotcrawls, Rainbow swirls und Drop outs für mich damit völlig unbekannt waren (die Restaurationseffekte waren aber auf dem CRT immer deutlicher zu sehen als auf dem PC-Monitor, genau wie bei den MSU-Plugins für VDub). Das einzige, was bei schlimmstem Material noch übrigbleiben konnte, war kaum wahrnehmbares reines Helligkeitsrauschen auf Flächen (kein Flimmern, sondern die einzelnen Rauschpixel unterschieden sich nur in der Helligkeit untereinander, also kein RGB-Noise). Und das schon allein über den FBAS-Cincheingang, denn den Y/C-Eingang habe ich nie richtig zum Laufen gekriegt: Den Videorecorder konnte ich zwar über S-VHS-Kabel anschließen, das Ergebnis war dann aber immer ein schwarzweißes Bild mit grausligem Moire. Der Recorder hat zwar einen S-Video-Ausgang, aber es kommt offenbar kein Y/C da raus, und man kann auch im Menü nichts dergleichen einstellen. Die Hi8-Kamera gibt aber über S-Video-Kabel auch wirklich Y/C aus.
Als Videorecorder nutze ich einen LG-LV4747, Standardeinstellung scharf, um den Rest hat sich dann immer der ADVC gekümmert. Ohne ADVC-Filter: Scharf, aber furchtbar dreckig, mit Filter: Scharf, sauber und trotzdem noch detailreich. Null Jitter, so oder so, aufgrund des ADVC-internen TBCs. Schwarzflackern hatte ich nie, und ich würde sogar merken, wenn nur ein Frame plötzlich schwarz wäre.
Ansonsten hätte ich noch eine Lösung wegen eurer Synchro- und Tonpegelprobleme beim Capturen: Genau wie Y/C bei VHS habe ich nämlich auch den Audioeingang beim ADVC nie zum Laufen gekriegt. Also habe ich ganz einfach den Audiocinchausgang vom Videorecorder direkt mit meiner Soundkarte verbunden und dann das Tool VirtualVCR genommen. Mit VirtualVCR kann man Bild- und Tonquelle separat einstellen und es hat eine A/V-Synch-Funktion, die der von VDub weit überlegen ist (man darf beim Capturen nur kein anderes Programm nebenher laufen haben, dann laufen Bild und Ton doch auseinander, ganz ohne Framedrops). Einziger Nachteil von VirtualVCR: Festplatten, wo noch mehr als 1 TB drauf ist, erkennt das Programm nicht bzw. hält es für voll.
Den Lautstärkepegel regelt man dann ganz einfach über den Windows Mixer. Ich muß den Eingang schon immer äußerst leise stellen, weil der Ton vom Videorecorder extrem laut reinkommt, aber grundsätzlich ohne Verzerrung (außer, ich stelle den Eingangspegel am Mixer zu hoch ein, fragt mich nicht, wieso), weil ich nämlich die Lautstärke eben auch schon am Videorecorder auf Maximum stelle. Der Eingangs-TBC vom ADVC 300 sorgt sogar dafür, daß Bild und Ton nichtmal an den Schnittstellen auseinanderlaufen, wo weißes Rauschen zu sehen ist. Einen Audioversatz bei der Aufnahme gab's nie, obwohl ich den Ton analog abgegriffen habe; offenbar hat der ADVC 300 dem Eingangssignal noch vor der Umwandlung immer einen diskreten Timestempel verpaßt, der dann von VirtualVCR genutzt wurde. Dann wird während des Capturens ein Versatz angezeigt, der aber von VirtualVCR beim Schreiben in die Datei korrigiert wird.
Leider ist mir der ADVC vor rund zwei Jahren kaputtegegangen und man kriegt ihn überhaupt nicht mehr. Man kriegt höchstens noch statt des 300er den 110er ohne TBC und Restaurationsmöglichkeiten. Seitdem capture ich keine VHSsen mehr, aber der große Capture-Thread hier macht mir wieder Hoffnung, mit dem Panasonic laut der Beispiele vom Reinigungsergebnis her in diesem Thread annähernd eine vergleichbare Quali wie mit dem guten alten ADVC 300 zu erzielen. (Eine NX wäre mir für einen halben Tausender erstmal zu teuer, zumal ich die Kompatibilität zu meinem unmittelbar gleichzeitig als Neukauf angesteuerten Gerät nicht kenne.) 704 Pixel juckt mich wenig, zumal ich auch nur über den Y/C-Ausgang capturen werde (gegens Helligkeitspumpen werden ich dann einen SCART-S-VHS-Adapter nehmen), da sind mir die Restaurationsmöglichkeiten vom Panasonic viel wichtiger.
Da der 110er auch keinen TBC hat, entstehen jetzt bei Schnittstellen mit Bildschnee die oben beschriebene Synchroprobleme, sogar mit VirtualVCR, und auch bei Digitalisierung von Hi8. Und deshalb kann ich jetzt auch nichtmehr beim blauen: "Testbild" vom LG-Recorder schon die Aufnahme starten, sondern erst, wenn das Bild schon läuft. Und natürlich habe ich jetzt auch furchtbare Farbsäume, wenn ich mir einfach nur das blaue Testbild vom Videorecorder ankucke, die bei Texteinblendungen ("Play", "Stop", TC usw.) sichtbar sind, um die sich der 300er früher auch gekümmert hat.