[DVD-Player-Klassiker] Philips DVD612
Das wird jetzt wahrscheinlich wieder so ein Beitrag, der hier kaum jemanden interessieren wird. 
Die DVD-Player wurden in den letzten Jahren immer billiger, bei gleichzeitig immer besserer Ausstattung. Die allergünstigsten DVD-Player sind heute schon für weniger als € 40,00 zu bekommen. Wurden die DVD-Player trotz immer besser Ausstattung und günstigerer Preise aber auch in technischer Hinsicht besser? Hier nun eine Beurteilung des Philips DVD612, gemessen an aktuellen Maßstäben und Geräten. Ist der alte DVD612 aus heutiger Sicht gesehen immer noch ein guter DVD-Player?
Der DVD612 ist ein Gerät aus dem Jahre 2001, also quasi aus der "Frühzeit" der DVD-Player. Der UVP des Gerätes lag damals in Österreich bei ATS 5.990,- das sind ca. € 430,00. Marken wie Cyberhome und Redstar schickten sich an mit sehr gut ausgestatteten Player für ca. € 300,00 den Markt zu erobern. Heute weiß man ja, wie sich das dann entwickelt hat.
So sah damals die Marktlage aus. DVD-Player begannen zum Artikel für die große Masse an Käufern zu werden. Philips war den Kundenwünschen gegenüber immer sehr aufgeschlossen und stattete seine Player dementsprechend aus. Während andere Marken zu diesem Zeitpunkt das Abspielen von CD-R/RW verweigerten waren die Philips-Geräte in dieser Hinsicht sehr viel mehr entgegenkommend. Auch SVCDs gemäß dem Standard waren für die Holländer kein Problem. Somit wurde auch in der Einstiegsklasse insgesamt sehr gute Ausstattung zu fairen Preisen geboten.
Design und Verarbeitung
Gemessen an den heutigen Playern der Einstiegsklasse ist der DVD612 wie ein Panzer. Knappe 4kg schwer und durch und durch solide. Solide wie ein Volvo sozusagen. Des Design des Gerätes ist sehr schlicht gehalten. An der Gerätefront befindet sich ein Ein- und Ausschalter (Standby), sowie auf der rechten Seite die wichtigsten Tasten für die Laufwerksbefehle.
Besonders zu erwähnen ist das angenehm große Display des Gerätes welches das Ablesen selbst aus großer Entfernung nicht schwierig macht. Vorteilhaft ist auch, dass Track bzw. Kapitelnummern angezeigt werden. Die Wiedergabe von Audio CDs wird dadurch um einiges komfortabler. Der Geräteaufbau ist tadellos. Perfekte Verarbeitung in allen Belangen und im Gegensatz zu den heutigen Geräten ist nicht großteils Luft verbaut.
Anschlüsse
- Scart-Buchse mit RGB-Beschaltung (RGB war damals nicht selbstverständlich)
- Cinch Audio out
- Digitalausgang coaxial
Das war´s. Gerade das notwendigste für einen Einstiegsplayer. Ausgeliefert wurde der DVD612 mit Cinchkabeln, Scartkabel, Fernbedienung, Batterien dazu und einer Bedienungsanleitung, die diesen Namen auch verdient hat.
Wiedergabeformate:
- DVD
- DVD+RW
- Audio CD
- CD-R/RW
- VCD, SVCD
Bemerkenswert das unter den Wiedergabeformate bereits DVD+RW aufgelistet ist. In der Praxis lassen sich diese Formate noch um folgende erweitern:
- DVD-R/RW
- DVD+R
- DVD+R DL (mit Booktype DVD-Rom)
Nicht schlecht und das für einen Player aus dem Jahre 2001. Der DVD612 kommt mit Ausnahme von DVD-R DL mit allen beschreibbaren DVD-Medien problemlos klar, selbst die RW-Scheiben laufen tadellos. Beeindruckend. Bei DVD-R DL ist am Layerbreak Schluss. Billigrohlinge sollte man ihm auch nicht zumuten, die mag er nicht und das Laufwerk macht dann durch laute Klappergeräusche auf sich aufmerksam.
Mein Gerät stammt noch aus der ersten Produktionsserie. Diese Geräte kann man ganz einfach per Fernbedienungshacks "erweitern". So ist mit dem DVD612 dann auch MP3-Wiedergabe möglich und es lassen sich Bildparameter wie Kontrast, Helligkeit, Farbsättigung und sogar der Schwarzwert individuell einstellen. Mit speziellen Universalfernbedienung ist der DVD612 auch ohne großen Aufwand für alle Ländercodes freischaltbar.
Bedienung
In vielerlei Hinsicht sehr gewöhnungsbedürftig. So werden z.B. bei der MP3-Wiedergabe die Namen und Daten der Files nicht angezeigt. Es gibt eine fortlaufende Nummer und die Spielzeit der einzelnen Files wird aufgelistet. Mehr nicht. Das Bildschirmmenü zeigt das Setup nur in kryptischen Symbolen an. Ihre Bedeutung lässt sich in vielen Fällen nur erahnen. Nach Studium der Bedienungsanleitung sollten aber alle Fragen beantwortet sein. Eine Hilfezeile die bei allen Einstellungen zur Verfügung steht erleichtert einem die Eingewöhnungszeit zusätzlich.
Die Ingenieure waren anscheinend bestrebt die Fernbedienung so einfach wie möglich zu machen. Das ist auch gelungen, denn die Fernbedienung verfügt nur über wenige Tasten. Dafür muss man aber leider für spezielle Einstellungen/Funktionen immer wieder das Menü bemühen und damit wird vieles umständlicher als es sein müsste. Andererseits verwöhnt einen der Philips auch mit nett gelösten Details. So wird z.B. im Stopmodus ein kleines Statusfenster mit der bereits abgelaufenen und der Restspielzeit eingeblendet. Ganz praktisch und nett gelöst.
Bildqualität
Die heutigen Einstiegsplayer von Philips sind (leider) fast nur mehr Zukaufware. Der Chipsatz stammt meist von Mediatek und der verwendete Loader von Asatech (würg). Ganz anders der DVD612 aus dem Jahre 2001: Dieses Gerät ist noch zu 100% Philips. Chipsatz, Netzteil, Laufwerk- alles noch Philips. Gebaut wurde der 612 bei unseren Nachbarn in Ungarn.
Während die heutigen Geräte mit allerlei exotischen Formaten klarkommen müssen, musste sich der DVD612 nur mit MPEG1 und MPEG2 herumschlagen. Dafür wurden diese Geräte auch dementsprechend optimiert. Verbaut ist ein 10bit/27Mhz-Wandler. Im Vergleich mit heutigen Playern braucht sich der DVD612 nicht zu verstecken.
Die Bildqualität ist selbst an aktuellen Maßstäben gemessen immer noch konkurrenzfähig. Die Ingenieure haben gute Arbeit abgeliefert und dem Player ein gutes Bild anerzogen. Das Bild ist angenehm scharf und kontraststark mit einer besondes neutralen Farbwiedergabe. Dem Videofrequenzgang wurde mit einigen Filtern auf die Sprünge geholfen und das ist durchaus gelungen, denn auch sehr feine Details werden noch ausreichend scharf dargestellt. Besonders fällt auch auf wie rauscharm das Bild trotz der guten Schärfe ist. Sogar qualitativ schlechte DVDs sehen damit noch überraschend gut aus. Blitzsaubere Arbeit, selbst für heutige Maßstäbe.
Tonqualität
Auch hier kann der ein halbes Jahrzehnt alte Player heute noch beeindrucken. Über den Digitalausgang ist der Ton angenehm klar und sehr dynamisch. Bei Dolby Digital und DTS gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Erwähnenswert ist jedoch die analoge Ausgabe. Der Philips klingt hier ausgesprochen gut und kann es durchaus noch mit einem Mittelklasse-CD-Player aufnehmen. Das können längst nicht alle DVD-Player von sich behaupten.
Fazit
Was soll man da noch sagen? Ein 5 Jahre alter Player, der auch heute noch beeindrucken kann. Wer noch einen solchen Player sein eigen nennt und nur Wert auf die Wiedergabe von DVDs und AudioCDs legt braucht sich keinen neuen DVD-Player zuzulegen. Der alte Philips macht in diesen Bereichen immer noch einen verdammt guten Job.
Das der DVD612 auch mit (guten) DVD-Rohlingen problemlos klarkommt ist ein weiterer großer Bonuspunkt für den Player. Damit kann der Philips noch als rundum gelungener DVD-Player durchgehen.
Im Vergleich zu diesem Gerät sind die aktuellen Player von Philips nur mehr billige Plastikkisten. Der solide und wertige Aufbau früherer Geräte lässt sich leider nur mehr erahnen. Sehr schade. Auch dem sehr guten Chipsatz von Philips kann man nachtrauern. Was würde der heute für einen Job machen wenn man ihn entsprechend weiterentwickelt hätte?
Die allernotwendigsten MP3-Fähigkeiten wurden ihm noch notdürftig beigebracht, bei JPEG war dann endgültig Schluss. Der Philips-Chipsatz, der mit Sicherheit noch sehr großes Potential hatte, wurde danach leider nie wieder verbaut. In vielerlei Hinsicht beeindrucken mich die Player dieser Zeit immer noch, denn viel besser als damals wurden die DVD-Player danach nicht mehr.