1. Mai in Berlin

  • Schönen guten Abend,

    als alter Berliner dachte ich mir, es müsse auch mal sein. Also sind wir heute zur Oranienstr. (Görlitzer Bhf.) gefahren, um uns das Spektakel aus der Nähe anzusehen. So gegen 21 Uhr gings los: Die ersten Böller flogen gemeinsam mit den Flaschen, Tücher wurden um den Mund geschnallt und die Kapuzenpullis übergestreift. Das war dann auch der Zeitpunkt, zu dem der feine Herr Ströbele an uns vorbei ins Cafe geschlüpft ist, begleitet von heftigem Gepöbel meinerseits ;)

    Dann nahm das Chaos seinen Lauf, die Sprechchöre wurden lauter, die Leute sind an uns vorbei gerannt. Harmlose Photographen wurden von Vermummten niedergeschlagen und die einschreitenden Polizisten gesteinigt.

    Ich hab es dann vorgezogen zu gehen, mir war es peinlich, überhaupt dagewesen zu sein und mir tun die Polizisten leid, die sich jetzt dort die Köpfe einschlagen lassen müssen, für nichts und wieder nichts.

    Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt noch sagen soll, ich bin einfach total schockiert, das ist der Zeitpunkt, zu dem es schwer ist, Vor- und Nachteile einer freihen Demokratie mit mir auszudiskuttieren, wer mich kennt, der weiß, dass ich bisher immer mit beiden Beinen auf dem Boden der Verfassung stand.

    ....

  • Schade eigentlich - gerade in den heutigen Zeiten haben wir wieder einen Grund, am "Tag der Arbeit" für Arbeit auf die Straße zu gehen. In Leipzig hat die Gewerkschaftsorganisation ver.di das auch getan, soweit ich im Fernsehen gesehen habe: Denn in Zeiten, in denen man vom Tariflohn nicht mehr leben kann (Stundenlöhne unter 6 EUR - z.B. für Gärtner gar weniger als 3!), kann keiner mehr eine weitere Kürzung von 30% hinnehmen, diese erleichterten Zumutbarkeitsbedingungen werden ohne gesetzlich garantierten Mindestlohn zum finanziellen Ruin vieler Deutschen werden: Wer eine Arbeit annimmt, von der er nicht leben kann, landet genau so auf der Straße, wie wenn er bei der Arbeitsagentur eine solche Arbeit ablehnt und dafür durch Leistungskürzung bestraft wird.

    Und dann machen solche Arschlöcher mit völlig motivlosen Krawallen den eigentlich sinnvollen "Feier"-Tag kaputt.

    Genau wie auch das Bautzner Gericht, dass immer und immer wieder Nazi-Aufmärsche ausgerechnet in Leipzig erlaubt, der Stadt, in der die Wende begann.

    :nein: - :so-nicht:

  • Obwohl der "Tag der Arbeit" 1886 in Chicago begann, wurde er erstmals von den Nationalsozialisten gesetzlich richtig schön gefeiert. Na dann Prost Mahlzeit auf unsere linken Chaoten !

      Pacemaker: Trotzdem bin ich froh, dass in der Bundesrepublik aufwachsen durfte, oder kannst Du mir ein Gesellschaftssystem nennen, dass trotz aller Schwierigkeiten besser funktioniert, ohne Menschenrechte außer acht zu lassen ?

  • wie, is voll ? Ich räum mal auf...

    um evtl auftretender Verwirrung entgegenzutreten: Ich meinte damit nur, dass ich es einfach nur strange finde, dass sich diese Chaoten auf einen Feiertag berufen, der von den Nazis in Deutschland eingeführt wurde, wo doch das den Jungs einfach so gut schmecken sollte wie dem Teufel das Weihwasser. Keine Angst, ich hänge keinem braunen Gedankengut an !

  • Vor ein paar Tagen hatte ich mal eine Vorschau für ein Magazin gesehen, in dem vermutlich darüber berichtet wurde, wie Extremisten die inhaltlich bedeutsamen Feiertage für ihre Demonstrationen nutzen, die dem Zweck des Feiertages genau entgegenstehen.

    Fast peinlich-naive Frage eines Reporters an einen Kahlschädel mit Jacke und Stiefeln: "Demonstrieren Sie für den Frieden?" - Antwort: In etwa "Halt's Maul!", oder so ähnlich...

    Dass Gerichte solch eine Art von Demonstrationen wegen des Grundsatzes der freien Meinungsäußerung zulassen, ist für mich ein gewaltiger Hohn auf die Demokratie.

    Leipzig sollte z.B. die Rechnungen für die Beschädigungen während Nazi-Demonstrationen an Bautzen schicken, damit das dortige Landgericht für Sachsen mal mitbekommt, wofür es mit seiner Blindheit verantwortlich ist. Es ist wundervoll, wie die Stadt Leipzig durch Kleinigkeiten die geplanten Aufmärsche umzuleiten versteht, oder gar an der Entstehung hindert: So wurde letztes jahr jeder einzelne Teilnehmer so derart aufwändig persönlich kontrolliert, dass am Ende einfach der Zeitplan über den Haufen geworfen wurde...

  • Zitat von Pacemaker

    @ BaronVlad

    Okay (zwecks PN)

    Ich finde es aber richtig, dass man mal wieder auf die Straße geht und auf den Tisch haut.


    Auf die Strasse gehen und für seine Rechte FRIEDLICH !!! zu demonstrieren ist eine Sache, aber das was ich eben erlebt habe eine andere. Ich weiss nicht, wo Du herkommst und ob Du Dir vorstellen kannst, was da gerade abging. Ich fand es nur noch peinlich, es ging nicht um die Rechte der Arbeitnehmer, es ging um Randale. Oder kann sich einer hier vorstellen, dass ein 15jähriger den Forderungen der Gewerkschaften nach langem Nachdenken Nachdruck verleiht ?

    Ich hab vorgestern im Radio ein Interview mit der Verantwortlichen Tussi der Linken gehört, frei nach dem Motto "Für Frieden muss man auch mit Gewalt kämpfen..." Dazu fällt mir nix mehr ein.

      LigH: Hier in Berlin haben wir die großen Probleme weniger mit den rechten Chaoten, aber vermutlich nimmt sich das im Endeffekt nicht viel und Du hast recht, wenn diese Typen für ihre Schäden zur Rechenschaft gezogen werden sollten !

  • Zitat von BaronVlad

    Friedlich

    Dafür bin ich auch.

    Zitat

    Ich weiss nicht, wo Du herkommst und ob Du Dir vorstellen kannst, was da gerade abging.


    Ich komme aus Gera und jetzt wohn ich leider in Nürnberg. Vorstellen kann ich mir das wirklich nicht was da abging. :(

    Mit der Aussage der Linken Tussi bin ich verblüfft :huh: Gewalt war doch eigentlich immer nur ein Thema für die rechte Partei.
    Somit hat die Tussi sich auf die selbe Ebene der Rechten gestellt. :kopfschüttel:

    Was bringt schon das Randalieren ? Die Leute die da mitmachen wissen vielleicht noch nicht mal warum die das machen. Meiner Ansicht nach wollen die nur ihre Wut abbauen. Aber das hilft nur kurzfristig und das Problem besteht weiterhin.

  • Zum ersten Mai im letzten Jahr wurden in voller Action ein paar Jungs befragt, was den an diesem Tag überhaupt los sei. Eine Aussage ist mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen:

    Zitat von Assi

    1. Mai ? - Da hat doch Adolf Hitler Geburtstag


    Ich gehe jetzt pennen, nach Feiern ist mir nicht mehr, gute Nacht !

  • Zitat von BaronV

    Obwohl der "Tag der Arbeit" 1886 in Chicago begann, wurde er erstmals von den Nationalsozialisten gesetzlich richtig schön gefeiert

    Zitat von BaronV

    Ich meinte damit nur, dass ich es einfach nur strange finde, dass sich diese Chaoten auf einen Feiertag berufen, der von den Nazis in Deutschland eingeführt wurde,

    Hallo?!!!

    Ok, am 1.5.1886 organisierten Arbeiter in den USA einen Generalstreik für den 8Stunden Tag, bei dem es zu heftigen Auseinandersetungen zw. Streikenden und Polizei kam (6 Demonstranten wurden erschossen).

    Daraufhin beschloss der Internationale Sozialistische Arbeiterkongress eine internationale Manifestation zu organisieren, die vorsah, dass in allen Ländern und Städten an einem Tag die Arbeiter die Forderung nach dem 8Stunden Tag stellen.

    1890 kam es zum ersten "Kampftag" (auch im dt. Kaiserreich)

    Auch während des I.WK gab es Maidemonstrationen gegen den Krieg und für Internationale Solidarität.

    Der 8Stunden Tag wurde 1918 gesetzlich in Deutschland verankert.
    --> Der 1.Mai wurde 1919 zum Feiertag erklärt.


    Die Nazis erklärten 1933 den 1.Mai zum "Tag der deutschen Arbeit" und machten ihm zum offiziellen Feiertag, an dem die Arbeiter gemeinsam mit den Unternehmen marschieren sollten.

    Am 2 Mai 1933 wurden die freien Gewerkschaften verboten, ihre Häuser gestürmt und geplündert und tausende Gewerkschaftler kamen in Konzentrationlager, wo viele von ihnen ermordet wurden


    Ist das für dich schön feiern.....von Naziseingeführt? :rolleyes:

    cya

    [new]argh, der Thread geht grad schnell voran [/new]

  • Zitat von BaronVlad

    Das war das geilste Plakat des Tages: "Schröder muß weg". Das unterschreib ich Euch sofort. Nur mit dem Rest hatte ich so meine Probleme...http://www.linksruck.de


    Zur Zeit gibts in Deutschland politisch und wirtschaftlich wahrlich keinen Anlass für Freudensprünge. Im Moment sind wir wieder da angekommen, wo uns die CDU/FDP-Koaltition unter Birne in 16 Jahren hingebracht hat. Ziemlich weit unten. 1998 kam dann rot-grün und die Arbeitslosenzahl sank auf gut 3,5 Millionen. Das hat Kohl nie geschafft! Und Schröder versucht wenigstens etwas zu tun, auch das hat Kohl nie getan, er hat nur ausgesessen.
    Welche Partei(en) soll(en) den regieren? CDU/FDP? Dann schlagen der Kaiptalismus mit seinen Wirtschaftsbonzen sowie die soziale Ungerechtigkeit aber erst richtig zu.
    Wenn man schon solche leeren Phrasen drischt, wie "Schröder muss weg" (sorry BaronVlad, ist jetzt nicht persönlich gemeint), dann sollen diese Leute auch mal Alternativen zur jetzigen Politik aufzeigen.
    Ich bin mit der jetzigen Politik auch nicht zufrieden, aber von allen Regierungen, die hierzulande möglich sind, ist die jetzige das kleinste Übel.

    War zwar etwas Off-Topic, aber das musste mal raus!

    Gothmog

    Quapla'
    Gothmog

    Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. (Art. 20(4) GG)[SIZE=-1]
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  • Wie Pacemaker schon schreib:
    "Meiner Ansicht nach wollen die nur ihre Wut abbauen."

    Das ist der springende Punkt!
    Die meisten ermittelten Randalierer waren nicht nur jugendliche, sondern auch Ausländer. Ein Italiener, der sich die Maifestspiele "nur anschauen" wollte, wurde festgenommen, wg. in Brand setzen von Kfz./Beschädigungen in der Muskauer Str. (der zusammengerechnete Schade belief sich auf über ?250.000.) und auch direkt in U-Haft genommen und später verknackt.
    Andere Vermummte, die gegriffen worden sind, waren auch jugendliche. Die, die die Autos abgefackelt hatten, waren zum größten Teil Ausländer.
    Von politisch Motivierten kann hier überhaupt nicht die Rede sein!
    Es dient wirklich nur dazu Dampf abzulassen und Räuber&Gendarm mit der Polizei zu spielen.
    Leidtragende sind in 1. Linie die Geschäftsinhaber, derren Geschäfte demoliert wurden, die Kfz der Anwohner, die unbet. Verletzten.
    Ganz zu schweigen von den Kosten für den Polizeieinsatz und die Aufräumarbeiten.
    Und die Politiker nutzen die Lage auch noch aus -> Je mehr immer zerstört wird, desto mehr kann man für die Sicherheit fordern!:( Anstatt sofort präventiv tätig zu werden, werden viele unlogischen Befehle erteilt und die hohen Herren trauen sich nicht, sofort einschreiten zu lassen...

    (Hmmm, klingt seltsam, aber als Polizist freut man sich auf diese Einsätze... und wer meint, dass das ja ganz schön gefährlich ist, dem kann ich nur sagen: "Die Soldaten in den Kriegsgebieten, leben/lebten gefährlich!")

    cu

  • Wer heute die rot-grüne Regierung kritisiert, dass es mit Deutschland nicht so recht aufwärts geht (so wie es insbesondere die schwarz-gelbe Opposition zur Zeit sehr gern tut), der sollte sich mal überlegen, wer denn in den Jahrzehnten zuvor sich den Wohlstand von der heutigen Generation geborgt hat: Rot-grün hat unsere Staatsschulden nicht gemacht - wird aber lauthals dafür verantworlich gemacht, sie nicht mehr klein zu kriegen... :nein: :so-nicht:

  • Moin, man sollte diese asozialen Randalieren einkassieren und lebenslang ihre Schäden abarbeiten lassen. Seit jahrzehnten immer wieder diese eskalation der Gewalt und das noch ohne Grund, völlig unverständlich!
    Ich habe dafür kein Verständnis! Schade, dass die vorhandenen Gersetze nicht in voller Härte angewand und durchgesetzt werden.
    by
    Chrille

    Never change a running system!:)

  • @ elestrodix

    Du schreibts, dass die Politiker in Bezug auf den 1. Mai "präventiv tätig" werden sollen. Wie soll das denn aussehen?

    @ LigH
    Das, was du geschrieben hast, habe ich mit meinem Post eigentlich ausdrücken wollen, auch wenn das vielleicht nicht so rüberkam.

    Quapla'
    Gothmog

    Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. (Art. 20(4) GG)[SIZE=-1]
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