ALG II und Zuverdienst

  • Wenn es nach mir gehen würde, wäre für Dienstleistungsunternehmen, die Zeitarbeit anbieten, schon lange Schluß. Für mich ist dies eine Form moderner Sklaverei. Klar, daß die Firmen diese Dienste gerne nutzen, spielt ja auch keine Rolle ob ich die 10,-- EUR/pro Stunde direkt an den Arbeiter überweise oder an das Dienstleistungsunternehmen. Aber die Industrie, die diese Form nutzt, hat die Möglichkeit Arbeitskräfte umgehend austauschen zu lassen und im Krankheitsfall auf Ersatz zu plädieren. Wo soll das denn noch hinführen?

    Ich möchte garnicht wissen, auf wie vielen Stellen deutsche Zeitarbeitsfirmen (deutschlandweit) hocken. Man soll diese Jobs dem Volk zurückgeben und nicht zwischenlagern bei irgendeiner geldgeilen Agentur, die andere für sich die Drecksarbeit machen läßt.

  • Obwohl ich auch ein positives Beispiel einer Personalleasingfirma kenne, so sind die meisten (oder zumindest viele) schwarze Schafe darunter. Leider muß ich (trotz Mitgliedschaft in der IGM) mittlerweile auch zustimmen, daß die Arbeitnehmerschutzgesetze derzeit das Gegenteil bewirken.
    Beispiel : Mutterschutzgesetz (MuSchG) - wir haben eine "Dauerschwangere" im Betrieb. Seit mehreren Jahren ist dieser Arbeitsplatz quasi unbesetzt, kann aber wegen Problemen mit dem Kündigungsschutzgesetz (KSchG) und Bankverbindlichkeiten des Betriebs nicht anderweitig besetzt werden.
    Viele Betriebe lösen solche Hemmnisse durch Leiharbeiter. Wir (Mittelstand) sind einen anderen Weg gegangen - mehrere Aushilfen. Somit kommt das Geld den Leuten zugute, welche die Arbeit erbringen. Als Fertigungsleiter stehe ich auch zu dieser Lösung. Qualität & Leistung sind weit über dem Durchschnitt, den gefrustete Leiharbeiter erbringen können. Wir betreiben auch keine Ausbeutung; die relativ einfache Arbeit wird mit 10€/h honoriert.
    Diese flexible Lösung kommt bei guter Planung sowohl dem Mitarbeiter, als auch dem Unternehmen entgegen.
    Festanstellungen können wir uns, trotz relativ guter Auftragslage, derzeit nicht leisten - weil natürlich die Bank ein waches Auge auf unsere Kosten wirft. Apropos Kündigungsschutz - wenn wir Kündigungen aussprechen müssten ...... die Opfer wären unsere besten Leute.

  • Zitat von Obscura

    Wir (Mittelstand) sind einen anderen Weg gegangen - mehrere Aushilfen. Somit kommt das Geld den Leuten zugute, welche die Arbeit erbringen. Als Fertigungsleiter stehe ich auch zu dieser Lösung. Qualität & Leistung sind weit über dem Durchschnitt, den gefrustete Leiharbeiter erbringen können. Wir betreiben auch keine Ausbeutung; die relativ einfache Arbeit wird mit 10€/h honoriert.
    Diese flexible Lösung kommt bei guter Planung sowohl dem Mitarbeiter, als auch dem Unternehmen entgegen.


    Daran sollten sich andere mal ein Beispiel nehmen. Das ist der richtige Weg. Nur auf diese oder ähnliche Weise geht es mit unserem Land wieder voran. :D

  • Bei PlusMinus ging es nicht um Leiharbeiter, sondern um reguläre, also fest eingestellte, Arbeitskräfte. Was ich so unsinnig finde, ist, dass ein ALG II-Empfänger so viel dazu verdienen darf wie ein normaler Arbeiter in Vollzeit, welcher kein ALG II bekommt.

    Vielleicht kann man sich dann aussuchen, ob man die 800 € Brutto als ALG II Empfänger (ALG II + 240 €(?)) oder als Arbeiter (~ 500 €) verdient? Da dürfte die Variante mit dem Vollzeitnebenjob die lukrativere zu sein.

    Zitat von Monk

    Wenn es nach mir gehen würde, wäre für Dienstleistungsunternehmen, die Zeitarbeit anbieten, schon lange Schluß.


    Was die Zeitarbeit angeht, ist dies für mich derzeit die einzige Möglichkeit Geld zu verdienen. Die Entleiher sind sicher darauf bedacht, möglichst wenig zu bezahlen. Das Problem ist nur, dass sich gute Arbeitskräfte möglichst teuer verkaufen wollen und deshalb zu den Firmen gehen, welche höhere Löhne zahlen. Höhere Löhne bedeuten dann meist auch höhere Preise. Wer also am Preis spart, spart meist auch an der Qualität der Arbeitskräfte.

    Zitat von Monk

    Für mich ist dies eine Form moderner Sklaverei.


    Wenn ich sehe, wie manche Firmen mit ihren Leuten umgehen, ist dass die bessere Alternative.

    Gruß Frank

  • tach auch !

    Ausserdem und das wird oft nicht gesagt, sind Jobs bei Leiharbeitsfirmen oft der Weg in eine neue Festanstellung.
    Jedenfalls habe ich das schon beobachtet.
    Leiharbeiter geordert für einen begrenzetn Zeitraum/ ein brgrenztes Projekt.
    Du der/die ist gut !
    Haben wir keinen Job für den/die ?
    Mal sehen..........
    Und schwups hatte man neue Kollegen.
    Klar ist, daß Leute die sich reinhängen / einen guten Eindruck / einen guten Job machen bei so etwas bevorzugt "drankommen".

    Fr_An
    Ich hoffe für Dich ergibt sich auch so etwas.

    Gruss BergH

  • @Fr An

    Ich weiß nur, daß ich vor zwei Jahren in den Semester-Ferien dringend oder besser gesagt kurzfristig einen Job brauchte. Also ging ich notgedrungen zu einer Zeitarbeitsfirma und bekam von denen den Job, Industriemaschinen zu reinigen. Das war soweit kein Problem für mich, weil ich das Geld dringend brauchte.

    Als ich aber später spitz bekam, daß diese Agentur fast die Hälfte meines Lohns einsteckte, stand für mich fest, nie wieder Zeitarbeit. Ich mußte im Sommer bei 35 Grad schufften und die Vermittler saßen in ihrem wohl klimatisierten Büro und sackten meine Kohle ein. Da frage ich mich wofür: Ich mußte meine Klamotten (Arbeitsanzug und Sicherheitsschuhe) mieten, weiterhin wurde mir in sechs Wochen nur eine Reinigung für die Kleidung bezahlt. Der Chef der Agentur meinte damals, wenn ich meine, die Klamotten müssen öfters gereinigt werden, dann müsse ich das selbst bezahlen.

    Ich denke, ich muß hier keinem erzählen, daß solche Klamotten im Hochsommer maximal nur eine Woche getragen werden können. Zudem war die Kleidung manchmal dermaßen mit Öl besudelt, daß das Öl schon an meine Haut drang, was über ein paar Stunden hinweg außerordentlich unangenehm sein kann. So war ich gezwungen, diese Klamotten selbst reinigen zu lassen.

    Sicher diesen Agenturen entstehen auch Verwaltungskosten, aber die werden wohl nur ein Minimum dessen sein, was sie an ihren Arbeiter verdienen. Sonst kann ich mir nicht erklären, warum diese Firmen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen.

  • Zitat von bergh

    Ausserdem und das wird oft nicht gesagt, sind Jobs bei Leiharbeitsfirmen oft der Weg in eine neue Festanstellung.


    Was manche bei Zeitarbeit gern haben, ist, dass man nicht für immer bei einer Firma bleiben muss. Ausserdem kann man eine Firma kennenlernen und wenn es einem gefällt, kann man anfragen, wie es mit einer Übernahme aussieht.

    Es gibt mehrere große Firmen in Deutschland, welche Leiharbeiter beschäftigen um die hohen Tariflöhne ihrer Mitarbeiter zu kompensieren. Die Leiharbeiter verdienen dabei auch nicht schlecht und wegen der langen Laufzeit der Leihverträge sind die Preise auch geringer als wenn der Leiharbeiter monatlich oder öfter wechseln müsste.

    Ausserdem bekomme ich als Leiharbeiter bei einer westdeutschen Firma in etwa das was hier Tariflohn sein soll. 2001 wurde ich von einem Entleiher übernommen. Als aber nach dem Terroranschlag vom 11. September die Auftragslage stark sank, wurde mein befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert.

    Zitat von Monk

    Als ich aber später spitz bekam, daß diese Agentur fast die Hälfte meines Lohns einsteckte, stand für mich fest, nie wieder Zeitarbeit. ... Ich mußte meine Klamotten (Arbeitsanzug und Sicherheitsschuhe) mieten, weiterhin wurde mir in sechs Wochen nur eine Reinigung für die Kleidung bezahlt.


    Anscheinend hast Du falsche Vorstellungen von der Wirtschaft. Eine Dienstleistung bzw ein Produkt wird kalkuliert. In diese Kalkulation fliessen nicht nur der gezahlte Lohn ein. Dazu kommen noch andere Kosten. Zum Beispiel Lohnnebenkosten des Arbeiters, anteilig die Kosten für die Disponenten, welche die Einsätze heranschaffen, die Büros, Telefon usw. Die Lohnnebenkosten dürften in Deinem Fall wohl geringer sein, da Du Student warst.

    Kostenlose Arbeitsbekleidung muss nicht gestellt werden. Und wenn, ist die Firma trotzdem nicht verpflichtet, die Reinigung zu zahlen. Bei sechs der sieben Leihfirmen, bei denen ich war, bekam ich halbjährlich auf Anforderung kostenlos Hose, Jacke und Schuhe. Die siebte hat auch denjenigen Mitarbeiter, welcher die Arbeitskräfte heranschaffte, in eine Arbeitsvermittlung ausgegliedert, um die Vermittlungsgutscheine des Arbeitsamtes abzukassieren. Nach spätestens drei Monaten wurde man entlassen.
    __

    Heute stand in der Zeitung, dass man sogar 1.200 €, wenn man minderjährige Kinder hat, sogar 1.500 € dazuverdienen darf. Ab dem 801. € muss man aber 90 % abliefern. So etwas verstehe ich nicht.

    Es wäre doch besser, dafür zu sorgen, dass nicht immer mehr deutsche Arbeitskräfte entlassen werden um dafür ausländische einstellen zu können. :nein:

    Gruß Frank

  • Ich denke schon, daß ich weiß, welche Kosten und Aufwendungen einem Betrieb durch Angestellte entstehen. Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zum Großhandelskfm. gemacht und das lernt man einiges über Lohnabrechnung in der Berufsschule.

    Welche Kosten sind denn diesem Betrieb durch meine Beschäftigung entstanden? (Kleidung habe ich quasi durch die Mietentrichtung bezahlt, Reinigung habe ich im großen und ganzen bezahlt, Steuern- und Sozialabgabgaben dürften wohl eher gering gewesen sein (als Student). Der einzige richtige zeitliche Aufwand dürfte für diese Firma das Aufsetzen meiner Lohnabrechnung gewesen sein. Also ich bitte Dich, diese Firma hatte insgesamt 4 Angestellte (fest im Büro), dafür aber mindestens 20 - 30 Leute, die dort als Zeit-Arbeiter beschäftigt waren. Jetzt sag' mir nicht, daß das nicht ein äußerst lukratives Geschäft ist. Welche Kosten und Aufwendungen fallen denn so einer Firma an? Die Hauptkosten dürften wohl die Miete für das Ladenlokal und die Gehälter der Hauptbeschäftigten sein, Telefon und dergleichen dürften sich in solch einem Betrieb (Größenordnung!) kaum bemerkbar machen.

    Ein Tip: Ich weiß nicht, welche Arbeiten Du ausübst, aber schau' mal speziell den Zeit-Arbeitern in Fabriken in den Augen. Motivation und Antriebslust sind wohl etwas anderes. Traurig wenn diese Art der Arbeit für viele Menschen in unserem Land mittlerweile nur noch der einzige Weg ist, um einer geregelten Arbeit nachzugehen. :nein:

  • Irgendwie verstehe ich Deine Argumentation nicht.

    Mal folgendes Beispiel, welches mir 1997 genannt wurde:

    Der Leiharbeiter (Facharbeiter) bekam:
    Lohn: 12,00 - 13,50 DM / h
    Auslöse: 56,00 DM / Tag
    Fahrt: keine Erstattung
    Zimmer: Teilerstattung, wenn Preis über 30,00 DM

    Die Leihfirma bekam:
    Leihkosten: 36,00 - 56,00 DM / h für Arbeiter und Handwerkzeug (jahreszeitabhängig)

    Der Entleiher bekam:
    Laut Rechnung: 70,00 DM / h

    Zitat von Monk

    Welche Kosten sind denn diesem Betrieb durch meine Beschäftigung entstanden? (Kleidung habe ich quasi durch die Mietentrichtung bezahlt, Reinigung habe ich im großen und ganzen bezahlt, Steuern- und Sozialabgabgaben dürften wohl eher gering gewesen sein (als Student). Der einzige richtige zeitliche Aufwand dürfte für diese Firma das Aufsetzen meiner Lohnabrechnung gewesen sein. ...


    Wie schon geschrieben, Kleidung und Reinigung müssen nicht vom Arbeitgeber übernommen werden. Manche große Firmen stellen Mietkleidung und ziehen die Kosten dafür vom Lohn ab. Für die Lohnabrechnung gibt es Firmen. Lediglich die Daten wie geleistete Arbeitsstunden, Stundenlohn, Auslöse usw wird von der Leihfirma aufgereitet.

    Ich habe den Eindruck, dass Du der Meinung bist, dass den Leihfirmen die Aufträge nur so zufliegen. Dem ist nicht so und es gibt auch dort einen Preiskampf. Es ist schon zeitaufwändig bei den Entleihern die 'Klinken zu putzen' und Aufträge heranzuholen. Im Sommer ist es wegen der Urlaubszeit einfacher als im Winter, deshalb erhalten viele Leiharbeiter regelmäßig vor Ablauf der Probezeit die Kündigung. Desweiteren brauchen Leiharbeiter auf Montage bezahlbare Unterkünfte. Dass ist auch sehr zeitaufwändig, da preiswerte Unterkünfte schwer zu bekommen sind. Ein Hotel ab 60 € / Übernachtung ist relativ einfach zu finden, aber eine Pension mit maximal 20 € / Übernachtung kann schon einige Stunden dauern. Weiß ich aus eigener Erfahrung.

    Zitat von Monk

    Also ich bitte Dich, diese Firma hatte insgesamt 4 Angestellte (fest im Büro), dafür aber mindestens 20 - 30 Leute, die dort als Zeit-Arbeiter beschäftigt waren. Jetzt sag' mir nicht, daß das nicht ein äußerst lukratives Geschäft ist.


    Bei Deinem Beispiel handelt es sich nicht um ein lukratives Geschäft. Dafür ist das Verhältnis Büroangestellte / Leiharbeiter zu gering. 1998 wurde mir gesagt, dass unter den damaligen Verhältnissen das Verhältnis mindestens 1 : 10 bei einer regelmäßigen Wochenarbeitszeit von 40 h betragen muss. Je höher das Verhältnis ist, desto bessere Preise können angeboten werden.

    Lukrativ aber unseriös ist es, wenn die Firma die Vermittlungsgutscheine abzockt und die Leute nach zwei, drei Monaten wieder entlässt. Habe ich letztes Jahr in Rosslau erlebt.

    Eine andere Masche (nicht bei Leihfirmen) ist, die Leute auf Probe 'einzustellen'. Das heißt, die Firma zahlt nur die Spesen (Unterkunft, Fahrtkosten). Lohn gibt es keinen oder nur die Leistungen vom Arbeitsamt. So ein Angebot (Sechs Wochen nur die Leistungen Lohn vom Arbeitsamt, drei Monate befristeter und dann erst unbefristeter Arbeitsvertrag) hatte ich im März bekommen.

    Zitat von Monk

    Ein Tip: Ich weiß nicht, welche Arbeiten Du ausübst, aber schau' mal speziell den Zeit-Arbeitern in Fabriken in den Augen. Motivation und Antriebslust sind wohl etwas anderes.


    Ich habe einen Metallberuf und werde hauptsächlich an kleinere Betriebe ausgeliehen. Meist sind es Montagearbeiten, weil die Festangestellten lieber jeden Abend zu Hause sind. Es kann es auch eine Schlosserei oder eine Maschinenfabrik sein, wo man auch mal selbständig arbeiten darf.

    Die Motivation ist meiner Erfahrung nach vom Stundenlohn, der Entfernung vom Wohnort, der zu verrichtenden Arbeit und dem Betriebsklima abhängig. Wenn jemand wenig verdient, weit und über Nacht oder am Vorabend fahren muss (vielleicht auch noch mit dem Zug), die Arbeit verrichten muss, die sonst keiner machen will und dann von den Kollegen blöd angemacht wird, ist das ganze zum :kotz:

    Im übrigen war ich schon mal in einem Betrieb, in welchem die Leihschlosser einen höheren Lohn hatten als die festeingestellten WIG-Schweißer (Alu).

    Zitat von Monk

    Traurig wenn diese Art der Arbeit für viele Menschen in unserem Land mittlerweile nur noch der einzige Weg ist, um einer geregelten Arbeit nachzugehen. :nein:


    Das ist politisch gewollt.

    Nach der Wende wurde die Infrastruktur im Osten kaputtgemacht, damit der Westen sich gesundstossen konnte. Mit der sogenannten Wirtschafts- und Währungsunion wurde zum Beispiel in Lebensmittelgeschäften das Angebot komplett ausgetauscht. Westbetriebe kamen her, kassierten Fördermittel und viele schlachteten die Ostbetriebe nur aus.

    Gesunden konnte die Westwirtschaft aber trotzdem nicht richtig. Also müssen billige Arbeitskräfte ran. Eine hohe Arbeitslosigkeit drückt die Löhne. Mit der EU-Osterweiterung kann man diese noch weiter drücken. So habe ich ungarische Arbeiter gesehen, welche für 4,00 - 6,00 € / h arbeiten.

    Das die öffentliche Hand dadurch immer weniger Einnahmen bekommen, der Binnenmarkt weiter geschwächt, Deutschland zum Entwicklungsland wird und immermehr aus Protest Rechts wählt, ist dabei unwichtig.

    Gruß Frank

  • Zitat von Fr_An

    Nach der Wende wurde die Infrastruktur im Osten kaputtgemacht, damit der Westen sich gesundstossen konnte. Mit der sogenannten Wirtschafts- und Währungsunion wurde zum Beispiel in Lebensmittelgeschäften das Angebot komplett ausgetauscht. Westbetriebe kamen her, kassierten Fördermittel und viele schlachteten die Ostbetriebe nur aus.


    Das sehe ich etwas anders. Ende der 80er Jahre war die DDR pleite. Die Protestbewegungen waren nur eine logische Konsequenz der katstrophalen Wirtschaftslage und der jahrzehntelangen Unterdrückung der Bevölkerung durch die Politik. Dem großen Bruder UdSSR ging es nicht besser. Kurz: Der Sozialismus war kläglich gescheitert. AUs der DDR an sich war nicht viel heruaszuholen.
    Ich gebe dir in dem Punkt aber recht, dass die Billionen Mark an Fördermitteln von Westbetrieben missbraucht wurden, bzw. in dortige dunkle Kanäle versickert sind und sich irgendwelche Verbrecher daran die Hände vergoldeten. Wenn die Fördermittel dorthin gelangt wären, wie es beabsichtigt war, würde die Gesamtsituation heute viel besser sein.

    Zitat von Fr_An

    Das die öffentliche Hand dadurch immer weniger Einnahmen bekommen, der Binnenmarkt weiter geschwächt, Deutschland zum Entwicklungsland wird und immermehr aus Protest Rechts wählt, ist dabei unwichtig.


    Bitte? Dass immer mehr aus Protest rechts wählen finde ich sogar sehr wichtig und überaus bedenklich. Aus deinem Post könnte man sogar herauslesen, dass du dem rechten Flügel nicht abgeneigt bist, obwohl ich mir das nicht so recht vorstellen kann. Glaubts du denn eine andere Regierung könnte die Situation verändern/verbessern? Wohl eher nicht. Der Karren steckt schon so tief im Dreck, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis es Deutschland wieder wirtschaftlich besser geht, egal welche Regierung an der Macht ist.

    Was heißt überhaupt besser? Sicher, Deutschland bildet momentan das wirtschaftliche Schlußlicht der EU. Aber Deutschland als Entwicklungsland zu bezeichnen ist etwas übertrieben. Seit dem 2. Weltkrieg ging es mit Deutschland stetig steil bergauf, wogegen andere Länder es damals so erging wie Deutschland heute. Jetzt ist die Situation umgekehrt und die anderen EU-Staaten erfahren jetzt den Aufschwung, den es damals hier gab.
    In Deutschland wird sowieso viel zu viel gemeckert und genörgelt anstatt sich mit der Situation abzufinden, die zugegeben nicht sonderlich rosig ist. Die größten Nörgler und Meckerer haben die wenigsten Ideen, wie man die Lage verbessern könnte. Ich behaupte weiterhin, dass es uns mit CDU/FDP sogar noch schlimmer ginge.

    EDIT:
    Dass du quasi der BRD allein die Schuld an der momentanen Situation gibst, ist schlichtweg Unfug. Viele (nicht alle) Bürger der DDR haben nach der Wende nur die Hand aufgehalten und gedacht, dass der Aufschwung in ihrem Teil des Landes von allein kommt und sie dazu nicht viel beitragen müssen. Viel zu spät haben sie erkannt, dass das so nicht läuft. Und solche Leute regen sich jetzt am meisten über die Situation auf.

    Quapla'
    Gothmog

    Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. (Art. 20(4) GG)[SIZE=-1]
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  • Fr_An

    Falsch, ich verstehe Deine Argumentation nicht so richtig. Ist die Hauptmotivation, die hinter Deinem Posting steckt, dem kompletten Westen die Schuld für die Misere im Osten zu geben oder geht es Dir hier um das Thema Arbeit?

    Da ich aber keine Lust habe, auf diesen Zug - Ost gegen West - aufzuspringen, verabschiede ich mich hiermit. :nein: Im allgemeinen könnte ich immer wieder ausrasten, daß man immer noch nach 15 Jahren zwischen West und Ost trennt. Ich frage mich, wann wir mal endlich anfangen, uns gegenseitig zu akzeptieren.

    Eins sei noch gesagt, es mag spezielle Landstriche im Osten geben, wo die Arbeitslosenquote unter aller Kanone ist, aber bei uns im Westen (ich komme aus NRW / soviel zum Thema Massenarbeitslosigkeit) sieht es in vielen Landstrichen auch nicht gerade rosig aus.

  • Die Zeitarbeitsfirmen werden hier nicht einfach so als Seelenverkäufer betitelt. Sie haben sich ihren "guten" Ruf größtenteils durch Ihre Menschenverachtende Lohnpolitik selbst eingehandelt.
    In unserem heißgeliebten Nachbarland Holland funktioniert das ganze weitaus besser weil erstens ein Miniumlohn existiert und zweitens der Übergang zwischen arbeiten und nicht arbeiten besser funktioniert.
    Wenn ich theoretisch einen Stundenlohn von 4.- € verdiene merke ich davon nix, da ich automatisch von Vater Staat die Differenz zum Lohn des Festeingestellten erhalte. Die Leiharbeiter sind in so genannten Projekten eingesetzt und sollte es nach dem Projekt mal kein neues geben, dann bekomm ich automatisch mein Geld vom Staat bis zum nächsten Projekt, so das ich nicht entlassen werden muß weil es dem Verleiher an seinen so heißgeliebten Gewinn geht.

  • Ich gebe dem Westen nicht allein schuld. Es wurde im Osten eine grosse Lücke geschlagen, welche bis heute nicht geschlossen wurde. Und die Misere besteht nicht nur im Osten. Sie wird dort mit Arbeitslosenquoten mit teilweise über 20% nur besonders deutlich. Und meines war es NRW, wo innerhalb eines Jahres die Arbeitslosenzahl um 10% stieg.

    Sicher es ist beschämend, dass immernoch eine Unterscheidung in Ost und West vorgenommen wird. Allerdings wird dies von der öffentlichen Hand (zum Beispiel dem Land Sachsen-Anhalt) genutzt, um Personalkosten zu sparen.

    Wie die Zeitarbeit in Holland funktioniert weiß ich leider nicht richtig. In Magdeburg wurde mir bei einer holländischen Firma gesagt, dass man einen Vertrag für einen Einsatz bekommt und wenn kein nächster Einsatz folgt, ist man wieder arbeitslos. Der Unterschied zu Deutschland wäre dann nur, dass der Arbeitgeber keine Kündigung schreiben muss, weil man automatisch arbeitslos wird.

    Wenn in Deutschland ein Leiharbeiter mindestens ein Jahr bei einem Entleiher ist, soll er auch mindestens so wie seine festeingestellten Kollegen entlohnt werden.

    Klar sind einige Leihfirmen Seelenverkäufer. Aber es ist auch im Interesse der Entleiher, möglichst wenig für eine Arbeitskraft auszugeben. Und da gibt es genügend, welche lieber billige anstatt qualifizierte Leiharbeiter nehmen.

    Aber eigentlich ging es nicht um DDR und Zeitarbeit. :nein:

    Vielleicht bringt das ja was: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun…70_REF1,00.html

    Gruß Frank

  • Zitat von Fr_An

    .... dass man einen Vertrag für einen Einsatz bekommt und wenn kein nächster Einsatz folgt, ist man wieder arbeitslos. Der Unterschied zu Deutschland wäre dann nur, dass der Arbeitgeber keine Kündigung schreiben muss, weil man automatisch arbeitslos wird.


    So kann man das ganze auch sehen, allerdings wird dir der Verleiher so bald er wieder Arbeit hat den nächsten Vertrag geben (vorrausgesetzt du bist keine "Niete") und du brauchst dich nicht wieder arbeitend melden da dies auch automatisch geschieht.

    Zitat von Fr_An

    Wenn in Deutschland ein Leiharbeiter mindestens ein Jahr bei einem Entleiher ist, soll er auch mindestens so wie seine festeingestellten Kollegen entlohnt werden.


    Was soll denn das? Ist ein Leiharbeiter ein Arbeiter zweiter Klasse? Er hat sofort den gleichen Lohn wie sein festeingestellter Kollege zu erhalten. Es reicht das zwischen Beamten und Arbeiter unterschieden wird und diese sich selbst in den Himmel hochlobenden unproduktiven Geschöpfe (ja, die Beamten sind gemeint) in allen Bereichen des Lebens Rabatte und sonstige Vorzüge geniessen.

    Es wird langsam Zeit für eine Revolte der Arbeiterklasse, so kann's nicht weitergehen. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer, und der Gipfel ist ja wohl das die "Armen" auch noch anfangen auf den Arbeitslosen rumzuhacken anstatt mal oben anzufangen und sich zu fragen wieso es wirklich mit den Arbeitsplätzen nicht hinhaut und kommt dabei Bitte nicht auf den Trichter das die Ausländer und die Osterweiterung daran Schuld sind. Es ist eindeutig die "Herrschende" Schicht die ihren Hals nicht voll genug bekommen kann.....

  • Zitat von xtremchopper

    So kann man das ganze auch sehen, ...

    Dann spart man sich wenigstens den Weg zum Amt und muss sich jedenfalls rechtfertigen.

    Zitat von xtremchopper

    Was soll denn das? Ist ein Leiharbeiter ein Arbeiter zweiter Klasse? Er hat sofort den gleichen Lohn wie sein festeingestellter Kollege zu erhalten.

    Na ja. Zweiter Klasse sicher nicht. Aber es gibt Unterschiede.

    Nach meinen Erfahrungen zahlen die Leihfirmen im Westen in der Regel höhere Löhne (so 10-20 %). Deshalb ist anzustreben, nicht bei einer Ost- sondern einer Westfirma eingestellt zu werden. Dann gibt es Klauseln, dass der Lohn (bis 10 %) gekürzt werden kann, wenn man im Osten arbeitet.

    So kommt ein Leiharbeiter mit Westlohn und Auslöse fast auf den Tariflohn der festeingestellten Kollegen im Westen. Kann aber in kleinen Betrieben auch passieren, dass der festeingestellte Kollege kaum mehr als der Leiharbeiter verdient.

    Zitat von xtremchopper

    Es reicht das zwischen Beamten und Arbeiter unterschieden wird und diese sich selbst in den Himmel hochlobenden unproduktiven Geschöpfe (ja, die Beamten sind gemeint) in allen Bereichen des Lebens Rabatte und sonstige Vorzüge geniessen.

    Du vergisst da noch die Angestellten. Denen geht es im öffentlichen Dienst besser als den Beamten mit A-Besoldung. Die Beamten, welche Du meinst, haben mindestens eine B-Besoldung. Viele Rabatte und Vorzüge gibt es nicht. Ich kenne eigentlich nur den bei der Kfz-Versicherung, welche auch die Angestellten bekommen. Genau genommen ist es nicht erstrebenswert, Beamter mit A-Besoldung zu sein, obwohl das immer so dargestellt wird.

    Zitat von xtremchopper

    ... und kommt dabei Bitte nicht auf den Trichter das die Ausländer und die Osterweiterung daran Schuld sind. ...

    Die Ausländer machen dasselbe wie die deutschen Leiharbeiter: Sie gehen dahin, wo sie Geld verdienen können. Denen kann man keinen Vorwurf machen. Nur denen, die das zum Beispiel für Lohndumping ausnutzen. Eine Revolte bringt uns allerdings wieder dahin, wo wir bereits waren.

    Gruß Frank

  • Zitat von xtremchopper

    . . . Es ist eindeutig die "Herrschende" Schicht die ihren Hals nicht voll genug bekommen kann.....

    Das ist u. war schon immer so, aber nicht nur in Deutschland.
    Hier noch ein schönes Beispiel Der normale Bürger wird nur noch verarscht.

    Gruß, billy

    Intelligente Menschen sind immer freundlich (Jean Paul Sartre)

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