Eine lange Zeit wundere ich mich jetzt schon darüber, warum die aktuelle doom9-codec comparison nicht all die nötigen Einstellungen getätigt hatte, um den codecs ihre bestmögliche Qualität zu entziehen. Bei der vorletzten comparison sah ich, dass beim WindowsMedia-Format nur ein gutes Mittelmaß für das Kodieren gewählt wurde, anstatt hier den maximalen Wert einzustellen. Wie auch immer. Ich habe mich dazu entschlossen, meine eigene kleine Codec-Comparison zu starten und will die Ergebnisse jetzt hier vorzeigen.
Getestet habe ich die Codecs, die zurzeit in fast aller Munde sind
Windows Media Video 9
DivX Pro 5.2
XviD 1.0.1
an dem Beispiel The Beach - Kapitel 15. The Beach aus dem einfachen Grund, dass das Seitenverhältnis (2.35:1 -> hier 2.20:1) zu meinen Favoriten zählt und die Bildqualität auf einem wirklichen gutem Niveau liegt. Ich kenne abgesehen davon kaum eine DVD, welche wirklich perfekte Qualität bei "echten" Bildern liefert, da gibt es nur die von Pixar oder die neuen von Disney. Bei "echten" gibt es nur sehr sehr wenige. So viel zum Superformat DVD!
Codec-Einstellungen
WindowsMedia 9 (Keyframe-Interval 10 Sekunden, max. Decoderkomplexität und "Bessere Qualität" in der Voreinstellung")
DivX Pro 5.2 (Keyframe-Interval 10 Sekunden, Slow-Mode mit mehrfach adaptiven B-Frames, Psychovisuelle Verbesserungen Slow, h.263-Matrix)
XviD 1.0.1 (Keyframe-Interval 10 Sekunden, adaptive quantization, h.263-Matrix, 3 adaptive B-Frames, B-Frame quantizer ratio 1.00, chroma optimizer, VHQ-4, overflow control strenght 0, damit XviD allein entscheiden kann, was wohin kommt)
alle weiteren Einstellungen waren auf den Standardwerten!
Das Kapitel 15 aus The Beach besteht aus vielen schnellen Szenenwechseln, langsamen Bewegungen der Kamera, statischen Aufnahmen und detailierten Objekten. Perfekt eben. Aus Zeitgründen und einfach darum, dass ich keinen Bock habe, mir meine ganzen Lieblingsfilme immer wieder detailiert ansehen zu müssen und ihn hinterher nicht mehr sehen kann, habe ich darauf verzichtet, den ganzen Film von vorne bis hinten zu kodieren. Mal davon abgesehen, dass einige Formate sehr sehr lange benötigen, bis sie einen 2-Stunden-Film umgerechnet haben. In diesem Falle würden die Ergebnisse eines 2-Pass-Modus natürlich leicht anders aussehen, da hier die Bitrate wieder in Abhängigkeit auf all die anderen Szenen ausgewählt wird, doch ich dachte mir, es reicht, die Codecs anhand einer perfekten Testsequenz zu testen. Denn es geht hier nicht nur um die Verwendung eines DVDRips, sondern auch um andere Dinge (Internet-Streaming etc.).
Hier sind meine Testergebnisse:
+++ WindowsMedia Video 9 +++
Geschwindigkeit: 35:19(mm:ss)
Bildqualität: (gut/sehr gut)
+++ DivX Pro 5.2 +++
Geschwindigkeit: 13:27(mm:ss)
Bildqualität: (gut)
+++ XviD 1.0.1 +++
Geschwindigkeit: 9:03(mm:ss)
Bildqualität: (befriedigend/gut)
Detailiert:
Man darf mir vertrauen, dass ich ein sehr gutes und geschultes Auge habe, denn ich verbringe ungefähr 100 Stunden in der Woche damit, meinen eigenen Filmen den rechten Schliff zu geben und Codec-Tests mache ich immer vollständig neu, wenn ein neuer Codec herausgebracht wurde.
Zu WindowsMedia Video 9: Nachdem ich mich damit abgehetzt hatte, das PostProcessing beim Abspielen von wmv.-Dateien abzuschalten (Link zur Beschreibung), habe ich mich endlich daran gemacht, die visuelle Qualität der 3 Codecs zu testen und WindowsMedia Video 9 ist mein absoluter Gewinner. Wer jetzt denkt "ist der denn total bekloppt", der denkt falsch und traurigerweise nicht anders als jeder Durchschnittsmicrosofthasser. Denn der Codec hat seinen schlechten Ruf vorallem durch Microsoft selbst (die können teilweise ganz schön böse sein) und durch den internen und schwer abzuschaltenden Postprocessing-Filter, welcher das Bild in Abhängigkeit von der Systemleistung immer weichzeichnet und viele Details verschwinden lässt. Wer sich einmal die aktuelle doom9-Codec-comparison anguckt, der wird schnell merken, dass das abgeschaltete Postprocessing nirgends erwähnt wird. Wenn man eine Datei in den WindowsMedia Encoder 9 lädt und sich bei der Enkodiervorschau einmal das Ausgabematerial anguckt, der wird schnell merken, dass es keinesfalls künstlich weichgezeichnet aussieht oder nachgebessert wurde. Zwar sieht man einige Blöckchen (zumindest bei der von mir verwendeten Bitrate), doch diese sind mir ehrlich gesagt lieber, als ein vermatschtes Bild zu sehen, welches alle Details untergehen lässt, welche sogar durch Blöckchen noch besser dargestellt werden können.
Nun zum Ergebnis: Der Codec hat seine Arbeit wirklich super gemacht. Natürlich gab es bei einer Bitrate von 767kbps (war dafür gedacht, falls man den Film auf eine CD gemacht hätte + WMA 64lbps) auch einige Artefakte, doch diese hielten sich wirklich sehr in Grenzen und machten keinen aufdringlichen Eindruck. Für diese niedrige Bitrate war das Bild wirklich sehr scharf und bisauf eine leichte Unschärfe am Anfang beim Regen sehr ausgewogen. Selbst unter Wasser und an den Berghängen konnte man noch jede Menge Details ausmachen und letztendlich wirkte das Gesamtbild im Vergleich zum Ausgngsmaterial sehr wenig komprimiert und war fast identisch damit. Ein sehr gutes Ergebnis.
Zu DivX Pro 5.2: Ich gebe es nur ungern zu, aber bei DivX Pro 5.1.1 hatte ich richtig NullBock gehabt, ihn antreten zu lassen, weil ich wusste, dass er verlieren würde, doch seither hat sich wirklich einiges getan und in der Version 5.2 sind durchaus einige Verbesserungen auszumachen. Diese Verbesserungen verschaffen ihm sogar den Platz vor XviD, welcher letzter im Testfeld wurde. Zu beobachten ist in der neuen Version vorallem, dass sie nicht mehr zum Matschen neigt. Auch wenn man bei seinem Vorgänger jegliche Postprocessing-Filter ausgeschalten hatte, verwischte der Codec das ganze Bild und behielt nur wenige Details sichtbar. Doch nun ist die Version 5.2 da und kann sich durchaus sehen lassen. Im Gegensatz zu WindowsMedia 9 machte das Bild einen nicht ganz so stabilen Eindruck, da hier manch Artefakte durch die Bewegungsabschätzung teils durchs Bild gleiten. Jedoch ist das Bild in vielen Teilen auf gleichem Niveau wie WindowsMedia. Es sind eben nur kleine Dinge, die mir auffielen und letztendlich zum 2. Platz führten.
Zu XviD 1.0.1: Also bis vor einer Woche neigte ich noch stark zu XviD, da das Bild in vielen Fällen wirklich echte Spitzenklasse war. Doch ich machte einmal einen Test mit dem ersten Kapitel aus Findet Nemo und ich stellte fest, dass am Anfang, in dem das Meer in der Totalen eingeblendet wurde, dass dort viele Blöcke mehrfach zitterten und durch die Bewegungssuche verschwimmen die Blöcke mehrfach hin und her und verursachen ein unschönes Bild. Außerdem sind die Gesichter weit nicht so gut detailiert wie die von WindowsMedia und DivX. Ansonsten ist die Bildschärfe aber gut und in statischen Szenen sieht man kaum Makroblöcke herumschwirren.
Endergebnis
Wer einen sehr guten Codec haben will, welcher bereits sozusagen in Windows integriert ist und dem ein rund 9,5 MB großer Download nicht zu viel ist für den Windows Media Encoder, der ist mit WindowsMedia 9 sehr gut bedient. Zudem bietet er mit dem WindowsMedia Audio Codec eine recht gute Alternative zu AAC-Plus (HE-AAC), welches mit Nero (Recode) mitgeliefert wird und CD-Qualität bei annähernd 64kbps bietet (80kbps für CD-Qualität). Wer sich mit AviSynth nicht auskennt und auf VirtualDub schwört, der kann sich auch den WindowsMedia Video Compression Manager (kurz VCM) herunterladen, welcher sich in alle VideoForWindows-Programme einbindet - so lassen sich auch WindowsMedia-Dateien in AVI-Dateien einbetten, allerdings nur als Video. Einziges wirkliches Manko ist jedoch die Geschwindigkeit. WindowsMedia ist ohne bisherige Hardwareunterstützung eine lahme Ente. Doch wer auf Bildqualität zählt, dem ist die lange Rechenzeit auch egal.
DivX hat mit seiner neuen Version 5.2 einen großen Sprung gemacht. Abgesehen von der neuen und verbesserten Bildqualität ist der Encoder auch noch schnell geworden und kann sich im Testfeld recht gut beweisen. Wer den, wer auf MPEG-4 schwört und sich einen DivX-kompatiblen DVD-Player gekauft hat, der wird um DivX nicht herumkommen, da vordefinierte Profle im Encoder für die nötige Kompatibilität sorgen und sich so problemlos alle DivX-Dateien (ab Version 3) auf dem DVD-PLayer abspielen lassen - und das in Top Qualität. Wirklich! Schade nur, dass eine der besten Neuerungen, die mehrfach adaptive B-Frame Anpassung nicht im Profil enthalten ist und sie sich somit nicht auf dem DVD-Player abspielen lässt, obwohl sie besser ist, als die normale adaptive Anpassung.
XviD, welcher komplett kostenlos und frei erweiterbar ist, natürlich nur unter bestimmten Auflagen, machte im Test in puncto Geschwindigkeit den besten Eindruck. Die Qualität kann sich ebenfalls mit den beiden anderen Mitstreitern messen, ist allerdings nicht ganz so optimal angepasst wie DivX und Windowsmedia. Jedoch ist der Codec für MPEG-4 begeisterte, welche wenig Zeit haben und sich mit den kniffigen Einstellungsmöglichkeiten auseinandersetzen wollen eine sehr gute Wahl. Mit bestimmten Einstellungen lassen sich XviD-Videos auch in DivX-DVD-Playern wiedergeben. Außerdem wird er ständig weiterentwickelt. Man darf also gespannt sein.
Abschließende Bemerkung
Microsoft plant mit dem neuen Windows Media Player 10 auch ein erweitertes Videoformat zu verbreiten, welches bisher unter dem Namen Windows Media Video 9 Advanced Profile bekannt ist. Jedoch ist dieser Codec etwa 10~20 mal langsamer als die jetzige Version und muss noch in punkto Geschwindigkeit optimiert werden. Auch DivX plant seinen Nachfolger Q für nächstes Jahr, welcher völlig komplett überarbeitet sein soll und mit eigenem Audiocodec (oder lizensiert) plus Containerformat aufblicken soll. Auch hier kann man gespannt sein. Das XviD-Team startete auf seiner Homepage eine Umfrage zu den neuen Technologien, welche in neueren Versionen integriert werden sollen und zurzeit (16.07.2004) liegt H.264 knapp vorne.
Was H.264 angeht, so warte ich vorerst auf den von Mainconcept entwickelten H.264-Encoder, welcher bereits in der Previewversion vorliegt. Jedoch bin ich gegenüber diesem neuen Standard noch nicht so ganz überzeugt, da er bisher in eher abgeflachten Implementierungen vorliegt, die nicht der Refernz entsprechen, was ich sehr schade finde.
Bitte sendet mir euer Feedback, eure Erfahrungen und eure Meinungen. Ich bedanke mich, tschüss.
Pete